Lest mal wieder...

Hier könnt Ihr über Literatur debattieren. Nein, Reich-Ranicki ist leider nicht Mitglied...
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Gezora
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Beitrag von Gezora »

Ich greife im Grunde immer wieder gerne zu diesem Buch, wenn ich mich mit
einem der darin besprochnen Filme etwas näher beschäftigen möchte. Die
Interpretationen liefern häufig interessante Ansätze. Allerdings mitunter auch
Ansätze, denen ich nicht oder nur zu einem geringen Teil zustimmen kann.
So werden mir die klassischen 50er-Jahre-Genrebeiträge etwas zu pauschal
über den Kamm der Kommunistenangst geschert. Sicherlich gibt es eine
ganze Reihe von Filmen dieser Epoche, auf die dieser Interpertationsansatz
zutrifft, bei einigen wirkt eine solche Deutung jedoch zumindest etwas
einseitig. Bei "Them" zum Beispiel überzeugt mich diese Auslegung nicht
sonderlich. Die Angst vor riesenhaften Insekten funktioniert auch ohne
irgendeine Konnotation zu politischer Infiltration. Leider schweigt sich der
Autor jedoch über dieses meines Erachtens durchaus bemerkenswerte
Phänomen aus.

Gruß
Gezora
Wir haben es bisher in unserer Epoche auf allen Gebieten zu unglaublichen Höchstleistungen gebracht, nur nicht in der Kriminalität.
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Xyrxes
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Beitrag von Xyrxes »

Ja, stimmt. Manchmal scheinen sich Filmkritiker auf Tatsachen zu einigen :-P
Natürlich mag das alles möglich sein, aber es ist auch nicht so, dass alle Filme die im Augenblick gedreht werden implizit den elften September als Thema haben.
Zum Glück können wir noch selber denken +++
Interessant ist das Werk trotzdem.
Wie Du schon schriebst bietet es zahlreiche gute Anregungen.
Und mir ist aufgefallen, dass wir nicht übel sind. Beim Lesen hab ich manchmal schon an Dich und mario und Elite und andere hier gedacht.
Genau so gut hättet auch Ihr hier Mitautoren sein können.
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Elite
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Beitrag von Elite »

Effi Briest (Theodor Fontane):
Die junge und kindliche Effi wird im Alter von 17 Jahren von ihren Eltern an den Landrat Geert von Instetten verlobt ein ehemaliger Verehrer von Effi's Mutter. Er ist zwanzig Jahre älter als Effi selbst und Effi ist sich zunächst auch unsicher, doch durch ihre Ansprüche an ein wohlhabendes Leben lässt sie sich auf die Heirat ein. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass die beiden verschiedener nicht hätten sein können. Effi so kindlich und aufgeweckt sehnt sich nach Aufmerksamkeit und einen liebevollen Ehemann, doch Geert ist zu karriereorientiert und zieht es vor seinen Zielen zu folgen als seiner Ehefrau Aufmerksamkeit zu schenken. Ständig ist er auf der Arbeit und am Abend wälzt er sich dann noch durch verschiedene Dokumenten und Akten. Wenn Effi, durch ihre entwickelten Psychosen im landrätlichen Haus und ihr andere Sorgen und Kummer auf der Seele liegen geht er nie richtig darauf ein oder ist in irgendeiner Art nachsichtig mit ihr. Nach einiger Zeit verfällt sie schnell dem Charme von Major von Crampas einen engen Freund von Instetten und beginnt eine sehr kurz andauernde Affäre mit jenem.

Au man, wäre ich nicht gezwungen worden dieses Buch zu lesen dann hätte ich es auch wohl nie im Leben auch nur angerührt. Leider Gottes ist es jedoch unsere aktuelle Schullektüre, die wir über die Ferien leider lesen mussten, da wir jetzt direkt zu Schulbeginn die Klausur drüber schreiben können. Mein Deutschlehrer ist hin und weg von dem Buch und wie viel Aktualität doch darin steckt. Dem kann ich leider nicht ganz nachvollziehen schließlich ist Ehebruch heutzutage kein Tabuthema mehr und noch tragischer ist es, dass es schon nahezu alltäglich geworden ist und unsere Gesellschaft sowieso stark prägt. Damals mag es vielleicht sehr gut angekommen sein und es mag auch das eine oder andere Tabu gebrochen haben, aber heutzutage kräht kein Hahn mehr danach. Dazu müsste man sich schon wirklich gut in den Zeitgeist des späten 19. Jahrhunderts hineinversetzen, ansonsten wird es schwer die erhoffte Wirkung zu erzielen. Dem Deutschlehrer des anderen Leistungskurses hängt Effi Briest ebenfalls zum Halse raus.

Bei allem gebürtigen Respekt Theodor Fontane gegenüber, er mag ein noch so großer Autor gewesen sein, aber der Charakter der titelgebenden Effi Briest ist zwar vielschichtig, doch auch extrem nervig. Ihre kindliche Art und ständige Unentschlossenheit verleitet sie immer wieder dazu ihren Gatten um etwas zu bitten, der wiederum darauf eher weniger eingeht und was folgt ist das Effi immer unglücklicher wird und weil sie sich nie mal so richtig aussprechen nimmt die Tragödie ihren lauf zudem Instetten ein karrieregeiler Ignorant ist wie er im Buche steht, der seine heiligen Prinzipien über alles stellt. Zwei Charaktere wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können, die eine aufgeweckt und nervig, der andere ignorant und spießig. Vieles von diesem merkwürdigen Verhalten ist aber auch auf den damaligen Zeitgeist zurückzuführen, was einem heutzutage bei diversen Taten und Reaktionen etwas schwer nachvollziehbar fallen mag.

Die Story an sich ist durch den äußerst übertrieben detaillierten Schreibstil zäh wie Leder. Jeder hat glaub ich seine individuelle Lesegeschwindigkeit, aber ich brauchte für 30 Seiten eine ganze Stunde und bei ca. 330 Seiten waren das dann um die 11 Stunden, die ich in dieses Buch investiert habe und ich trauere jetzt noch der ganzen Zeit hinterher. Durch den detaillierten Schreibstil kann man sich die Orte, an denen die Protagonisten Leben bzw. sich grad befinden wirklich sehr gut verbildlichen, aber was nützt das, wenn es dem ganzen Buch den Wind aus den Segeln nimmt und stark ausbremst.

Der Schreibstil an sich ist zeitgenössisch und wurde leider nicht unserer Zeit angepasst und daher kann es sein, dass man bei diversen Begriffen und Sprüchen erstmal große Augen macht und einem etwas verdutzt zurücklassen. Ohne Lektürenhilfe oder Duden/Wörterbuch erweist es sich also als noch schweres Unterfangen dieser Lektüre her zu werden.
Auf der einen Seite wartet das Buch mit einer äußerst tragischen Liebesgeschichte auf, aber auf der anderen Seite gehen zumindest mir die beiden tragenden Hauptcharaktere gewaltig gegen den Strich, so dass ich kaum Mitleid oder Sympathien für sie entwickeln konnte und der zeitgenössische und viel zu detaillierte Schreibstil haben zumindest für mich diese Lektüre zu einem äußerst zähen und langatmigen Vergnügen werden lassen.

Nach „Haus der Treppen“ ist für mich Theodor Fontane’s Effi Briest die bisher schlechteste Schullektüre --- , und jetzt geht’s erstmal an Friedrich Schillers „Don Carlos“, was ich bisher, nach kurzem Anlesen, ebenfalls recht vom Schreibstil her recht merkwürdig finde, mal gucken wie’s diesmal in Sachen Plot und Charaktere aussehen wird.
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Kai "the spy"
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Godzilla-Romane

Beitrag von Kai "the spy" »

In den 90ern wurden in den USA einige Godzilla-Romane veröffentlicht, z.B. GODZILLA 2000, GODZILLA RETURNS, GODZILLA AT WORLD'S END oder GODZILLA VS. THE SPACE MONSTER. Seit ich von diesen Romanen gehört habe, bin ich neugierig darauf.
Hat jemand das eine oder andere Buch davon gelesen? Sind sie zu empfehlen? Was macht diese Romane aus? Und wo bekommt man sie heute noch her (außer ab und zu mit viel Glück bei ebay.com)?
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Anonymous

Beitrag von Anonymous »

Ich könnte durchaus über die Antiquariats-Suchmaschine meines Vertrauens danach fahnden und hier ein Review verfassen.

"Books on Demand" (Genau in dieser Schreibweise googlebar) kann dir aber Exemplare beschaffen, wenn du Glück und Geld genug hast, um sie zum Anwerfen ihrer Druckwalzen zu bewegen.
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Kai "the spy"
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Beitrag von Kai "the spy" »

Naja, soweit würd' ich nicht unbedingt gehen (jedenfalls nicht mit meinem gegenwärtigen Einkommen). Ich beobachte auch gerade auch zwei Romane, die derzeit bei einem US-Ebay-Shop angeboten werden und deren Preise auch akzeptabel sind. Mich würd' nur halt interessieren, ob die schon jemand gelesen hat und was mich da erwartet. Die Cover erinnern zwar eher an die Heisei-Filme, die Klappentexte wirken dann aber doch eher wie Showa-Stories. Mal sehen, ich denke, ich werd' sie mir schon besorgen, und dann kann ich ja selber mal hier (oder in der PRANKE? :idea: ) verbreiten, was es damit auf sich hat.
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Anonymous

Beitrag von Anonymous »

Lieber hier - Dann haben auch Nicht-PRANKE-Leser was davon.

Aber tatsächlich sollen sie ziemlich gut sein.
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Kai "the spy"
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Beitrag von Kai "the spy" »

Oder ich mach's wie beim KOLOSS, also erst in der PRANKE, und wenn bei der die Folgenummer erschienen ist, poste ich's hier im Forum.

Aber das müsste sowieso erstmal mit unser'm Stocki abgesprochen werden. Muss ja sowieso noch zwei Beiträge für die nächste Nummer schreiben. :?
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Uzumaki
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Beitrag von Uzumaki »

FEUCHTGEBIETE von Grimme-Preisträgerin Charlotte Roche (vormals Viva/Pro7/Arte)

Schon nach den ersten zehn Seiten kann ich sagen... dieses Buch ist der HAMMER! :atomrofl: Ich kann mich nicht erinnern, dass mir eine derart frische, trockene, unverblümte, direkte und doch ehrliche Schreibweise jemals untergekommen ist. Ich habe jedenfalls einige Male herzhaft lachen müssen. :rofl:

In einem Interview hat Charlotte Roche angemerkt, dass ca. 70 % von ihr in Helen (der Heldin des Buches) stecken und sie nur ca. 30 % dazu erfunden hat. Nicht schlecht, Herr Specht! :respekt:

Aber Achtung! An den zahllosen Vorwürfen (pornographisch, ekelerregend, tabuzerschmetternd, etc.) ist schon was dran, insofern sollten Zartbesaitete lieber was anderes lesen.
The Return of the Ninjas - My Reviews of Ninja Movies!

More than 90 Reviews! Mafia vs. Ninja, Zombie vs Ninja, Vampire Raiders: Ninja Queen, Ninja in the Dragon's Den...
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Paul Naschy
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Beitrag von Paul Naschy »

Die 120 Tage von Sodom
Mein lieber Herr Gesangsverein...
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Xyrxes
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Beitrag von Xyrxes »

Oh ja, hab ich auch dereinst gelesen Paul. +++
Aber "Justine - Die Leiden der Tugend" hat mir wesentlich besser gefallen.
Ist wirklich einen Blick wert und eröffnet durchaus Einblicke in die Kernaussagen seiner Philosophie.
Nebenbei bemerkt ist es, im Gegensatz zu den 120 Tagen, auch als runder Roman zu lesen.
Harryzilla
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Beitrag von Harryzilla »

Dann empfehle ich euch auch noch "Die Philosophie im Boudoir" (die ungekürzte Studienausgabe). Ist wohl De Sades heftigstes Werk im Bezug auf sexuelle Ausschweifungen. Zwischen den Fickereien und Perversionen gibt es auch hier einen Einblick in seine Lebensphilosophie.
Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen!
Anonymous

Beitrag von Anonymous »

Meine Empfehlung ist eher heiteren Schlages:

Die Letzten ihrer Art von Douglas Adams und Mark Carwardine

Ich besitze dieses Buch jetzt seit ein paar Jahren und obwohl es eher dünn ist, ist es randvoll mit einem nicht unbeträchtlich ausgeprägten Aberwitz, sodass ich es jedes Mal von Neuem lesen und mich köstlich amüsieren kann. Eine rasante Reportage über die Drachenechse von Komodo, den Eulenpapagei von Fjordland, konvergente Evolution bei Flussdelphinen und Fahrradklingeln, einen unkaputtbaren japanischen Tempel, das Aussterben der endemischen Motorradarten Großbritanniens, Kopiergeräte, Gorillas und haufenweise leidenschaftlich Besessener, die, was sie haben und können, in die Waagschale werfen, um das Aussterben einzigartiger Spezies zu vermeiden. Eine Reportage und zugleich eine Tragikomödie allererster Güte, gekoppelt an die Botschaft der Rettung des Planeten.

Hat mit dem Themenkreis nichts zu tun, abgesehen von vielen philosophischen Einschlägen, wollte ich nur loswerden.
Zuletzt geändert von Anonymous am Di 25.03.2008, 22:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Xyrxes
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Beitrag von Xyrxes »

Aber nein Garodon :) Das ist genau die Thematik. Wir reden ja über unsere zuletzt gelesenen Bücher.
"Die Letzten ihrer Art" wollte ich auch schon immer einmal gelesen haben.
Irgendwie bin ich nie recht dazu gekommen. Aber Dein Eintrag hat mich wieder auf den Geschmack gebracht. +++
Anonymous

Beitrag von Anonymous »

Freut mich. Viel Vergnügen mit der Lektüre. Doch Vorsicht: Zwischendurch schreibt Adams nicht nur in der obligatorischen Ego-Perspektive, sondern er schreibt auch immer wieder, was er machte, während er das Buch schrieb, etwa, wie er an seinem Computer ein Programm schreibt, was wirken kann, als würde man mit einem Geist reden.
Zuletzt geändert von Anonymous am Di 13.05.2008, 20:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Kroete
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Beitrag von Kroete »

Ich möchte gerne dem geneigten Leser, der sich nicht nur mit phantastischer Literatur beschäftigt, die Bücher von Stefan Chwin ans Herz legen. Er ist ein bekannter polnischer Schriftsteller der Gegenwart. Die drei ins Deutsche übersetzte Bücher habe ich gelesen und das kam so: Ich lese im Urlaub immer gerne Bücher, die mit dem Urlaubsort zu tun haben und so habe ich mir das Buch Tod in Danzig von Stefan Chwin für meine Danzig-Urlaub besorgt. In diesem Urlaub habe ich übrigens auch noch die Blechtrommel gelesen. Passt ja auch! Das Buch hat mich sehr gefesselt und darum habe ich auch noch die anderen gelesen. Aber der Reihe nach:

Tod in Danzig:
Es wird genau die Umbruchzeit 1945 an Hand einzelner Familienschicksale beschrieben, in der viele Deutsche die Stadt Danzig verlassen und polnische Familien in die verlassenen Häuser und Wohnungen einziehen. Dies vor Ort zu lesen war besonders faszinierend, da im Anhang des Buches ein Register mit den erwähnten Straßen mit den alten deutschen und jetzigen polnischen Namen aufgeführt ist. So konnte man in der Stadt teilweise sogar nachvollziehen, wo die Geschichte spielt. Aber auch ohne die vor Ort Erfahrung ist das Buch absolut empfehlenswert.

Die Gouvernante:
Hier klaue ich einfach mal die Beschreibung von Amazon. Das hat einen guten Grund, denn ich fand dieses Buch am schwächsten und habe den Schluss nicht so ganz verstanden. Ich hoffe, ich bin ehrgeizig genug, es noch einmal zu lesen.
(http://www.amazon.de/Die-Gouvernante-St ... 515&sr=8-1)
„Man kann Stefan Chwin als poetischen Chronisten der deutsch-polnischen Geschichte bezeichnen. Sein neuer Roman beginnt um 1900 in Warschau. Dort unterrichtet "Fräulein Esther" den 12-jährigen Andrzej Celinski in Fremdsprachen. Esther gelingt es, die ganze Familie Celinski in ihren Bann zu ziehen, aber Andrzej und sein älterer Bruder Aleksander sind ihre heftigsten Bewunderer. Doch die Gouvernante verschwindet plötzlich. Als Erinnerung bleiben nur ein paar Bilder von ihr und ihrer Heimatstadt Danzig. Bilder, die gut vier Jahrzehnte später wieder auftauchen und Andrzej das Leben retten.“

Der goldene Pelikan:
Dies ist wohl das bekannteste Buch von Stefan Chwin. Es geht um einen Juraprofessor, der eigentlich voll im Leben steht, aber durch eine nicht ungewöhnliche Begebenheit völlig aus der Bahn geworfen wird.
Ich kann nur sagen, dass mich diese teilweise krasse, aber sehr tiefgründige Geschichte wirklich gefesselt hat.

Also, Alle Bücher:
+++ +++ +++ +++ +++ +++ +++
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GIGAN
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Beitrag von GIGAN »

Hi,

zuletzt gelesen: Tokio Killer von Barry Eisler

"Vor der Kulisse der Mega-Metropole Tokio betreibt John Rain sein Geschäft als Auftragskiller; er ist Spezialist für "natürliche" Tode und bekannt für höchste Präzision und absolute Skrupellosigkeit. Als er einen hohen Regierungsbeamten ermordet, gerät er zwischen die Fronten des amerikanischen Geheimdienstes und der japanischen Mafia. Aber nicht nur das wird John zum Problem: Die bekannte Jazz-Pianistin Midori berührt das Herz des Killers - und sie ist die Tochter seines letzten Opfers..."

Läßt sich super lesen und ist fesselnd - konnte kaum aufhören, bis später
"...und verbreitet unsere Warnung: ...kommt niie wieder auf den Mars"
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Paul Naschy
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Beitrag von Paul Naschy »

ich bin soeben mit

HARUKI MURAKAMI - wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede

durch. es ist ein sehr persönliches buch. wer schonmal einen roman von murakami gelesen hat und etwas mehr über den menschen dahinter erfahren will, sollte einen blick riskieren.
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GIGAN
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Beitrag von GIGAN »

Hi,
zuletzt gelesen: "3:2, die Spiele zur Weltmeisterschaft" von Fritz Walter.

Vom Schutzumschlag:
"Der Mannschaftskapitän der deutschen Weltmeisterschafts-Elf schrieb ein Buch über Deutschlands größten sportlichen Erfolg der Nachkriegszeit als bleibende Erinnerung an die Weltmeisterschaft.

In seiner frischen, natürlichen Art plaudert Fritz Walter über die Wochen des Trainings, über die Stunden zwischen den Weltmeisterschaftsspielen und über all das, was die deutsche Ländermannschaft in den Tagen höchster Nervenanspannung bewegte. ...

...Der eigentliche Kampf um die Weltmeisterschaft, das Spiel gegen Ungarn im Endkampf, wird von Fritz Walter mit so viel Dramatik und Begeisterung geschildert, daß der Leser die Füße rührt, um mitzuspielen.
Fritz Walter erzählt - von seinem eigenen Blickfeld aus, was sonst niemand in der Welt vermag - wie ihm zumute war, als der Sieg über Ungarn errungen war - als Deutschland Fußballweltmeister 1954 wurde."



Cooles Buch, mir hat´s gefallen. :)

Ich habe noch einige andere aus dieser Reihe, die ich mir aber erst zu Gemüte führen werde wenn die Tage wieder kurz und kalt sind.

Fritz Walter: 11 rote Jäger
Fritz Walter: Spiele die ich nie vergesse
Fritz Walter: So war es
Fritz Walter: So habe ich´s gemacht
Helmut Rahn: Tore schießen
Uwe Seeler und seine goldenen Tore
"...und verbreitet unsere Warnung: ...kommt niie wieder auf den Mars"
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Elite
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Beitrag von Elite »

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Don Carlos (Friedrich Schiller, 1787):

Enfant Don Carlos ist heimlich in seine Stiefmutter verliebt. Als das noch nicht schlimm genug sei traut nicht mal sein Vater ihm so, wie er es sollte und daher ist die Beziehung zwischen ihm und seinen Vater auch dementsprechend. Carlos sein Vater König Philipp II, Herrscher über Europas stärkste katholische Macht Mitte des 16. Jahrhunderts hat sich nämlich der Verlobten von Carlos angenommen und sie geheiratet, so dass Elisabeth zu seiner Stiefmutter wurde.

Als sein langjähriger Freund Marquis von Posa sich wieder in sein Leben einmischt und ihn auf das Leid der unterdrückten niederländischen Provinzen aufmerksam macht, die die Terrorherrschaft seines Vaters mit sich bringt, erkennt Carlos in dem Vorhaben seines Freundes auch seinen Nutzen daraus zu ziehen. Sie wollen versuchen den König zu stürzen, doch durch die Tatsache, dass man im Königshof Carlos sein Verlangen und seine geheime Liebe für die Königen schnell aufgedeckt ist schmieden der Beichtvater Domingo, der brutale Herzog von Alba mit Hilfe von Prinzessin Eboli, die in Carlos verliebt ist, aber keine Liebe von ihm erwidert bekommt. Durch all diese Verstrickungen und die geheimen Intrigen zieht sich die Schlinge um Carlos sein Hals langsam aber sicher immer enger.

Wie auch schon bei Theodor Fontane’s Effi briest reiht sich auch Friedrich Schiller’s Don Carlos nahtlos zu den Büchern ein, die ich freiwillig wohl niemals gelesen hätte. Ich kann gut nachvollziehen, dass jüngere Menschen immer weniger lesen, wenn sie im Unterricht gezwungen werden sich förmlich durch das Buch durchkämpfen zu müssen und das hätte echt nicht sein müssen. Eine zeitgenössischere Ausgabe hätte da vielleicht doch noch das Ruder rum reißen können, denn die Geschichte an sich ist gar nicht mal so schlecht.

Sie handelt nämlich von Verrat und Intrigen am Königshof und ist wirklich äußerst komplex, wirkt aber auch etwas konstruiert und lässt den Leser oft mit einem leichten Stutzen zurück. Auf der anderen Seite ist es wirklich ungemein spannend zu lesen wie die Intrigen voranschreiten, wer alles Mitwisser ist oder wer schon begonnen hat Konterintrigen zu spinnen und selber versucht seinen Nutzen daraus zu ziehen. Ebenfalls recht interessant ist die Tatsache, dass die ganze Geschichte auf Teils wahren Ereignissen und Personen basiert, trotz alledem hat sich Schiller jedoch diverse Freiheiten genommen und das Ganze etwas ausgebaut, so dass scheinbar nur noch das Grundgerüst der wirklichen Ereignisse vorhanden ist.

Die Charaktere sind sehr zahlreich und vor allem sehr abwechslungsreich auch wenn hier und da mal etwas dick aufgetragen wird. Man könnte zwar glauben, dass der titelgebende Don Carlos die Hauptfigur dieses Dramas, aber dem ist nicht so, die wahre Hauptfigur ist Marquis von Posa, Carlos sein Freund aus Kindertagen. Marquis ist dem König unterstellt und genießt als einziger fast sein gesamtes Vertrauen, da der König ihn für vertrauenswürdig hält, schließlich hat er sich dem König ja nie aufgedrängt trotz seiner vollbrachten Taten. Zusammen mit Don Carlos plant der ehrenwerte Marquis von Posa den König zu stürzen seine aufklärererischen Botschaften zu verbreiten. Carlos hingegen schwebt nur die Königin im Kopf in der er verliebt ist und sie um jeden Preis aus den Klauen seines kaltherzigen Vaters befreien möchte, zu dem war sie ihn damals zuerst versprochen worden. Wenn das mal nicht zwei gute Zutaten für einen spannenden Verlauf der Handlung sind. Etwas zu dick aufgetragen ist jedoch die Figur des König Philipp, Don Carlos sein Vater, der durch seine Handlungen und seine Dialoge geradezu wahnsinnig und durchaus schlecht und gerissen wirkt. Er traut wirklich so gut wie niemanden und weist sogar leicht paranoide Neigungen auf, zudem verhält er sich äußerst kalt gegenüber seiner Frau und seinem Sohn schenkt er nicht mal Aufmerksamkeit und straft ihn stattdessen mit Mistrauen, was jedoch ganz unbegründet ist, wie man weiß.

Diese Aspekte mögen zwar dieses Drama in eine halbwegs interessante Schullektüre machen, doch der größte Minuspunkt dieses dramatischen Gedichts, was auf fünf Akte aufgeteilt ist, ist der zeitgenössische Schreib- und Sprachstil. Dieser macht nämlich den gesamten Lesespaß zu Nichte, dass dieses Drama zu einer sehr schleppenden und mühsamen Angelegenheit wird. Hätte man keine Originalausgabe zu lesen bekommen, sondern eine überarbeitete, angepasst an den heutigen Sprachstil, so wäre das Buch sicher zu einer erträglichen Zwangslektüre geworden, doch allein durch den zeitgenössischen Sprachstil wird das gesamte Buch unglaublich zeitaufwendig, da man sehr langsam und konzentriert lesen muss und vieles erstmal richtig deuten muss, um es letztendlich zu verstehen, was grade genau vor sich geht und das muss echt nicht sein und ist wirklich unzumutbar für Jugendliche in unserem Alter, die so etwas zu vor noch nie zu lesen bekommen haben.

Alles in Allem lässt sich sagen, dass dieses Buch zwar mit einer interessanten, wenn auch leicht konstruierten Handlung aufwartet, sowie vielschichtigen Charakteren, die zwar Interesse beim Leser erwecken, aber gleichzeitig auch etwas überzogen agieren, doch trotzdem weist sich der zeitgenössische Schreibstil als kaum überbrückbare Hürde, die das Lesen zu einer unglaublich anstrengenden Sache macht, die zu dem sehr viel Zeit und Nerven kostet, dass der Spaß am Lesen letztendlich fast komplett versiegt, daher bekommt dieses Buch von mir ebenfalls magere 4/10 Punkten ( --- ) nur.

Original verfasst am 13.05.2008
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Beitrag von GIGAN »

Elite:
Wie auch schon bei Theodor Fontane’s Effi briest reiht sich auch Friedrich Schiller’s Don Carlos nahtlos zu den Büchern ein, die ich freiwillig wohl niemals gelesen hätte.

Wow Elite, Respekt. :respekt:

Ich glaube ich gehöre zu denen, die sich solche Bücher bis zum Lebensende nicht reinziehen müssen.
Stattdessen gehe ich mal ganz stark davon aus, daß ich diese, durch Nichtlesen gewonnene Zeit, mit wesentlich wichtigeren Dingen verbringen werde und mit Sicherheit auch schon verbracht habe.

Trotzdem nochmal Respekt, daß du solche Bücher liest (lesen mußt)
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Xyrxes
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Beitrag von Xyrxes »

Das sehe ich freilich total gegensätzlich zu Gigan.
Meiner Meinung nach ist es ist sicher keine Zeitverschwendung Don Carlos mal zu lesen. Auch wenn ich es noch nie getan habe.
Danke für die nette Beschreibung Elite +++
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Beitrag von Elite »

Zeitverschwendung ist Don Carlos nicht, schließlich weißt er eine spannende Handlung auf und einigermaßen gut ausgearbeitete Charaktere, aber wie schon gesagt, der Schreibstil macht das Ganze dann wieder zu einer unglaublich mühsamen Prozedur, wobei der ganze Spaß am Lesen fast flöten geht. Wer dieses Buch also lesen möchte, sollte sich vor allem viel Zeit und Konzentration nehmen. Ich persönlich kann mit einem derartigen Schreibstil herzlich wenig anfangen und daher hätte ich es vermutlich auch nie mal so von allein gelesen, ich mag mehr Bücher, die auch leicht verständlich von der Schreibart her sind.

Ansonsten kein Problem für die Beschreibung, freut mich, dass zumindest zwei von euch sie gelesen haben und was damit anfangen konnten :) .

... ach und GIGAN, dafür, dass ich sowas lese bekomme ich immerhin gute Noten in den Klausuren :P :king: .
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Beitrag von GIGAN »

Guten Tag,

zuletzt gelesen:

„Zeit für Japan – Reportagen aus einem unbekanntem Land.“

Dieses Buch wurde von jemandem aus diesem Forum empfohlen, ich hab aber den Namen vergessen und kann den Thread nicht mehr finden.

Das Buch bietet ein breites Spektrum an Wissenswertem über Japan und Japanern, es ist meiner Meinung nach das ideale Einsteigerbuch für diejenigen, die sich zum ersten Mal über Japan informieren möchten, es beschreibt alle Bereiche mit interessanten Reportagen und fantastischen Foto´s, die zur Untermauerung der Vorstellung des Gelesenen aüßerst wichtig sind, zusammengenommen ist daher dieses Buch zur Information des Grundwissens einfach spitze.
Jetzt folgt die Aufzählung einiger Kapitel um euch die Vielfalt der Themen darzulegen:
(vielleicht ist auch für Euch das ein oder andere nicht uninteressant)

- Augen auf, Ohren zu – und durch! Tokio im Schnellgang
- Tief durchatmen – Japans grandiose Natur
- Der Berg ruft – Ausflug zum Fuji
- Im Land der Harmonie – Das zauberhafte Miteinander
- Mädchen, Manga, Maskenball – Jugend im Verkleidungsfieber
- Feuchtgel für Fifi – Die Japaner und ihre Tiere
- Bereit sein ist alles – Das nächste Beben kommt bestimmt
- Zwischen Tatami und Riesenspinnen – Wohnen in Japan
- Natur in der Zwangsjacke – Helden und Rebellen der Gartenkunst
- Eintauchen und Wohlfühlen – Die Kultur des Badens – Japans größte Leidenschaft
- Grundkurs in japanischer Gastlichkeit – Zu Besuch im Ryokan
- Jede Menge Fisch – Japans Leibspeise unter dem Hammer
- Das Auge isst mit – Die Genüsse der japanischen Küche
- Im Land der köstlichen Imbisse – Fastfood jenseits der Currywurst
- Die hohe Kunst der Unterhaltung – Die Geishas von heute
- Bei den wilden Ringerinnen – Die Disziplin des Durchhaltens
- Sensible Kolosse – Die zarten Bullen von Ojiya
- Demut, Tugend, schnelle Boote – Leid und Leidenschaft
- Bis die Stimmbänder versagen – Jubel-Dirigenten und die Momente der Macht
- Fußball ohne Tor und Abseits – Heilige Spielfreude beim Kemari
- Japan sucht den Superstar – Die Sehnsucht nach Anerkennung
- Jederzeit was zum Staunen – Japans Jahreszeiten
- Von Tradition und Neugierde – Die moderne Japan AG
- Auf den Spuren der Vorväter – Das Reiterfest in Soma und die allerletzten Samurai
- Politiker und Betonköpfe – Wie Wahlen gewonnen werden
- Das kleine kreative Chaos – oder die Anarchie im Alltag
- Der Zauber der Feuerblumen – Japans Sommernachtstraum
- Der Weg der Götter – Religion zwischen Ruhe und Rausch
- Der Tanz mit den Laternen – und brennenden Kerzen
- Zen und die Suche nach Freiheit – Besuch im Kloster Eiheiji
- Kleine Gebrauchsanweisung für Japan
- Wohin denn nun ? – Reiseführer zu Japans Top – Ten – Zielen


Bei dieser „Allgemeinlektüre“ findet der interessierte Leser Bereiche, die ihn mehr ansprechen als andere, und er kann sich dann bestens für, die ihm interessanteren Gebiete, speziellere und tiefgründigere Lektüre entscheiden (falls es die gibt).

Zeit für Japan – Bucher-Verlag +++ +++ +++


Bei mir hat dieses Buch den Wunsch erschaffen, in diesem herrlichen und interessanten Land, einen Urlaub verbringen zu wollen.

Auf Wiedersehen :)
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Die Verwirrungen des Zöglings Törleß (Robert Musil):

Angesiedelt zu Zeiten der der österreichisch-ungarischen k.und k. Monarchie handelt Robert Musil’s Die Verwirrungen des Zöglings Törleß um den jungen Thomas Törleß, der von seinen Eltern auf ein Provinzinternat geschickt worden ist. Dort verbringt er viel Zeit mit, den für ihre Gewalt und hinterhältigen Intrigen bekannten und gefürchteten Schüler, Reiting und Beineberg. Zusammen werden sie Zeuge, wie einer ihrer Mitschüler, der Charakterschwache Basini, Geld stiehlt, doch anstatt ihn anzuzeigen und zu verraten nehmen sie sich seiner an.

Im Gegensatz zu Theodor Fontane’s Effi Briest und Friedrich Schiller’s Don Carlos ist Robert Musil endlich mal ein Schullektüre, die wirklich einigermaßen in Ordnung ist und der man um Welten besser folgen kann als den zwei zuvor genannten Werken. Ich hätte das Buch vielleicht niemals freiwillig gelesen, aber auch nur, weil ich so etwas wahrscheinlich nicht einfach so entdeckt hätte. Ziemlich erstaunlich finde ich noch, dass es sich bei „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ um Robert Musils ersten Roman handelt, es ihm jedoch zu keiner Sekunde anmerkt, da nahezu alles professionell wirkt.

Die Geschichte handelt primär von Törleß und seiner Entwicklung während der Zeit des Internats ins besondere während des besagten Vorfalls mit dem Schüler Basini. Während des ganzen Zeitraums ist Törleß davon besessen den Sachen nachzugehen, die ihn am meisten Beschäftigen, doch zu seinem Bedauern sind es unbestimmte Gefühle und Sehnsüchte, die er nicht genau in Worte fassen kann, es ihn aber als ungemein wichtig erscheint sie endlich aufzudecken und es stellt sich letztendlich doch heraus, dass sie für seine weitere Entwicklung von ungemeiner Bedeutung sind.

Wie schon gesagt ist die Figur des Törleß der zentrale Charakter in diesem Roman aus dessen Sicht man wirklich alles erfährt, daher ist er dementsprechend auch stark gezeichnet. Durch seine seelische Konfusion ist er oft am Grübeln und zweifeln und manche Gedankengänge verlieren sich in Wirren Metaphern und sprachlichen Ergüssen, doch genau durch diese Aspekte wird dem Leser klar wie verwirrt und verzweifelt der junge Törleß überhaupt ist und das die augenblickliche Situation für ihn schnellstmöglich ein Ende finden muss.

Ansonsten gäbe es da noch Törleß seine beiden Mitschüler, mit denen er die meiste Zeit verbringt, auch wenn er sie nicht wirklich immer ausstehen kann und diese sind Beineberg und Reiting, der eine ein Psychopath der andere ein Tyrann, aber beide werden von den Schülern des Internats respektiert und sogar gefürchtet. Beineberg ist geprägt von indischen Philosophien und vertritt deren Grundeinstellung und ist von dem Aufsteigen und dem Loslösen der Seele vom Körper überzeugt und auf Grund dessen rechtfertigt er seine Vergehen und Quälereien an Basini, da sie angeblich einem höheren Zweck dienen.

Reiting hingegen ist der Grobian schlechthin und hat eine Vorliebe dafür Intrigen zu schmieden. Er ist von Grund auf militärisch geprägt und möchte daher auch eine Offizierslaufbahn anstreben. Basini nutzt er nur um an jemanden seine Macht zu demonstrieren und seine Wut zu entladen, so tiefsinnig wie sein Mitschüler Beineberg ist dieser Charakter keineswegs doch in Härte und seinem eiskalten Verhalten steht er diesem in wirklich nichts nach.

Zusammen ergeben beide ein wirklich grausames Duo ab und wenn man etwas mehr in ihnen hineininterpretiert, dann handelt es sich hierbei um zwei Figuren, die nach einem wirklich visionären Gedankengang nachempfunden wurden, nämlich den des NS-Regimes, denn dieser Roman von Robert Musil wurde bereits 1906 verfasst und die Taten der beiden besagten Tyrannen lassen doch mehr als genug Platz um die damals noch kommende Diktatur und Unterdrückung des Einzelnen im Staate hineinzuinterpretieren, kaum zu glauben wie einfach es damals anscheinend war, dass Leute mit solchen Denkweisen so einfach eine gute Ausbildung und auf Grund ihrer familiären Herkünfte so leicht auch in die Politik kommen konnten.

Eine ebenfalls noch sehr wichtige Figur in diesem Roman stellt der Schüler Basini dar, der verzugsweise das Opfer von Beineberg und Reiting ist. Törleß hingegen beobachtet ihre Taten meist still, aber zum Teil auch schwer angewidert, da er z.B. grade in Basini eine Schlüsselfigur sieht, die ihm schließlich aus seiner Konfusion heraus helfen soll indem er ihn und sein Verhalten studiert erlangt er einprägende Erkenntnisse an diesem charakterschwachen Schüler, der allerdings durch die Folter endgültig zu zerbrechen droht und in Törleß seine einzige Chance sieht dem vielleicht noch zu entgehen.

Dadurch, dass alle vier Protagonisten zu einander in dieser komplexen Beziehung zu einander stehen und wirklich jeder etwas anderes dabei fühlt und sich daraus erhofft macht das die Geschichte zu einem sehr spannenden Geschehen voller Überraschungen und Intrigen was an Dramatik langsam aber stetig zunimmt und somit zu kaum einer Sekunde langweilig wird und den Leser das grad erlebte konsequent bei der Stange halten kann.

Zum Schreibstil sei so viel gesagt, dass sich dieses Buch im Gegensatz zu Theodor Fontane’s Effi Briest und Friedrich Schiller’s Don Carlos wirklich sehr gut lesen lässt. Zugegeben, die beiden genannten Bücher sind zwar einigermaßen älter, trotzdem kann man es nur als Zumutung bezeichnen Schülern in unserem alter auch noch aufzuzwingen etwas derartig schweres vom sprachlichen Stil her zu lesen, stattdessen hätte man uns besser mit einer nicht original Ausgabe versorgen sollen. Wie dem auch sei ist bei „die Verwirrung des Zöglings Törleß“ wirklich alles sehr gut und leserlich verständlich, auch wenn Törleß ab und zu durch seine komplizierten Gedankengänge zu vielen sprachlichen Bildern und Metaphern greift. Dies ist jedoch leicht zu verschmerzen, da es wie schon bereits erwähnt, einen guten Einblick in seine Gedankenwelt zeigt.

Alles in Allem ist Robert Musil mit „Die Verwirrung des Zöglings Törleß“ ein ruhiger, aber dafür umso spannenderer Roman gelungen, der mit einer sehr guten und interessanten Handlung aufwartet, die den verschiedenen Figuren ein Netz von Intrigen und Hoffnungen spinnen lässt um letztendlich in einem recht dramatischen Finale zu enden. Der Schreibstil ist dabei eigentlich leicht verständlich, doch ab und zu verliert man sich in stark verwirrte Gedankengänge, die allerdings dazu dienen, dass man sich als Leser besser in das Geschehene mit hineinversetzen kann. Dafür, dass es sich hierbei um Robert Musil’s ersten Roman handelt ist im wahrlich ein Glücksgriff gelungen, hinzu kommt auch noch, dass er damit teilweise seine eigenen Erinnerungen aus seiner Jugend im Internat verarbeitet hat. Von mir gibt’s angenehme 8/10 Punkten ( +++ +++ ), hoffentlich werden auch die weiteren Schullektüren ähnlich gut wie dieses und nicht wie die anderen beiden Machwerke.
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Paul Naschy
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Beitrag von Paul Naschy »

@ Elite: Danke für die Besprechung des jungen Törless, sehr informativ & interessant!
Hast Du die Verfilmung von Volker Schlöndorff schonmal gesehen?
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Beitrag von Elite »

Paul Naschy hat geschrieben:Danke für die Besprechung des jungen Törless, sehr informativ & interessant!
No problémo, freut mich immer wieder, wenn jemand mein Geschreibsel liest und mir dann Feedback gibt :) .
Paul Naschy hat geschrieben:Hast Du die Verfilmung von Volker Schlöndorff schonmal gesehen?


Jup die hab ich mir vor der Deutschklausur reingepfiffen und anschließend nochmal danach im Unterricht nur zwei Tage später :stupid: .

Für eine Buchverfilmung hält sich der Film ziemlich genau an seine Vorlage bis auf einige wenige Abstriche, die wirklich sehr leicht eigentlich zu verschmerzen sind.

Das einzige, was mich gestört hat allerdings kann man dem Film nicht wirklich negativ anrechnen, da es typisch für Filme ist. Sie können nämlich einfach nicht in die Gedankenwelt der Protagonisten eindringen und sie derart detailliert beleuchten wie es Bücher können, halt die typische Buchverfilmungskrankheit.

Trotzdem war ich angenehm vom Film überrascht, heutzutage bewegt man sich nämlich einfach viel zu weit von den Vorlagen immer weg. Ansonsten fand ich den Film auch recht unterhaltsam, doch ich würde empfehlen erst das Buch zu lesen, allein schon um Törleß besser verstehen zu können, sonst könnte es wegen der besagten "Buchverfilmungskrankheiten" die eine oder andere Verständnisschwierigkeit geben.
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Beitrag von Paul Naschy »

Ich habe jetzt den umgekehrten Weg gewählt, erst den Film, dann das Buch. Und es hat funktioniert. Das Buch ist weit intensiver, es setzt sich weit mehr mit der Gedankenwelt, mit mit den "Verwirrungen" auseinander, als der Film. Von daher war es konsequent, den Filmtitel entsprechend zu kürzen. Buch und Film beschäftigen sich natürlich mit dem gleichen Stoff, der Film ist aber konkreter und bleibt näher an der Oberfläche als das Buch. Gut so, denn einen Film, der überwiegend aus Geschwafel aus dem Off (Gedanken) besteht, den braucht niemand. Im Fall Törleß finde ich, Film und Buch haben ihren Reiz.
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Beitrag von Gezora »

Der "Törless", also das Buch, hat mich seinerzeit so sehr beeindruckt, dass ich kurz danach direkt den "Mann ohne Eigenschaften" in Angriff genommen habe, in dem Musils Fähigkeit, fesselnde Psychogramme seiner Figuren erstellen, die sich schon im "Törless" zeigt, meiner Meinung nach zur Vollendung kommt. Phasenweise hatte ich damals das Gefühl, dass dieses Werk das Beste sei, was ich jemals gelesen hätte. Leider findet es jedoch keinen krönenden Abschluss, sondern versandet im unvollendeten Nachlass. Ich habe mich häufig gefragt, ob es Musil gelungen wäre, ein würdiges Ende zu schaffen, wenn ihm nur mehr Zeit geblieben wäre, oder ob "Der Mann ohne Eigenschaften" schon von seiner Anlage her ein Fragment bleiben musste.

Gruß
Gezora
Wir haben es bisher in unserer Epoche auf allen Gebieten zu unglaublichen Höchstleistungen gebracht, nur nicht in der Kriminalität.
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Beitrag von Paul Naschy »

Der Mann ohne Eigenschaften steht jetzt natürlich auch bei mir ganz oben auf der Liste der Bücher, die ich vor meinem Tod noch lesen muss.
:)
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