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Es ist schon ein Weilchen her, als ich in der AnimaniA blätterte und darin von Azumanga Daioh erfuhr. Damals war das noch in der Japan Ecke, wo Serien besprochen werden, die gerade in Japan erschienen waren. Sofort schoss mir durch den Kopf: „kawaii“ (süß/niedlich). Und da ich solche Schoolkids Serien über alles liebe sehnte ich eine Veröffentlichung in Deutschland herbei.
Wahre Luftsprünge vollführte ich, als ich erfuhr, dass ADV Films Deutschland sich der 26-teiligen Serie annimmt. Auf 6 DVDs verteilt waren die Scheiben einzeln aber recht teuer angelegt, denn ihr Preis lag je bei 27,90€. Angenehmer fiel da die im Anschluss veröffentlichte Komplettbox aus, die limitiert, optisch aber kein besonderer Leckerbissen ist, zumindest was den Plastikschuber angeht.
Aber erst einmal zur Serie: Es geht schlicht und ergreifen um den Alltag in einer außergewöhnlichen Schulklasse einer Oberschule. Alle drei Schuljahre werden hier beleuchtet und der Zuschauer begleitet die Clique bestehend aus der niedlichen, hochbegabten Chiyo Mihama, der energischen und hyperaktiven Tomo Takino, der immer um mit ihrem Gewicht kämpfenden Koyomi Mizuhara, der Tierlieben aber sehr verschlossenen Sakaki, der tollpatschigen, verträumten und etwas seltsamen Ayumu Kasuga und der sportbegeisterten Kagura. Begleitet wird die Truppe von ihrer energischen, kindischen und vollkommen ungewöhnlichen Lehrerin Yukari Tanizaki und deren Freundin einer Lehrerin der Parallelklasse Minamo Kurosawa.
Den Schulalltag zu portraitieren klingt auf den ersten Blick bestimmt nicht sonderlich interessant, doch hat Azumanga Daioh weit mehr zu bieten, denn es ist vielmehr eine abgedrehte Comedy-Serie mit einem oft sehr ungewöhnlichen Erzählstil und Geschichten, die einem die Zeit vergessen lassen. Durch die ganzen niedlichen Figuren, ihren sympathischen Charakteren, der Comedy und den abgedrehten Geschichten besitzt Azumanga Daioh zudem ein hohes Suchtpotential. Die ersten Folgen kommt man aus dem Lachen kaum heraus und auch im weiteren Verlauf, wenn man sich an den Comedystil etwas gewöhnt hat, gibt es immer wieder Momente die einen vor Lachen schütteln. Am Ende hätte man sich wesentlich mehr Episoden gewünscht und würde lieber je 26 Episoden pro Schuljahr sehen.
Zu den Charakteren:
Chiyo Mihama: Sie ist ein hochintelligentes Mädchen, das einige Klassen überspringen durfte. Da sie noch so jung ist und mit ihrer Entwicklung etwas hinten an, hat sie es manchmal schwer den Mädchen zu Folgen, macht es aber durch ihre Intelligenz schnell wieder wett, denn in Punkto wissen ist sie ihren Kameraden um einiges voraus. Zudem sind ihre Eltern nicht gerade arm um nicht zu sagen Stinkreich.
Tomo Takino: Das aufgeweckte Mädel hat einen Siegerkomplex und sieht in allem einen Wettkampf. Dabei mangelt es ihr dann immer an der Ausdauer, doch macht ihr mangelhafter Verstand ihr das schnell vergessen. In jeder Klasse muss es eben einen Blödmann geben.
Koyomi „Yomi“ Mizuhara: Tomo und Koyomi kennen sich seit der Grundschule und dass sie nun immer noch aufeinander hocken liegt wohl eher daran, dass Tomo ihre Freundschaft eher als Zweckgemeinschaft ansieht, denn sie schreibt regelmäßig von der guten Schülerin ab. Koyomi nervt das sehr, doch scheinen sie sich am Ende doch zu mögen. Mit ihrem Gewicht hat Yomi immer zu kämpfen, scheint es aber ganz gut im Griff zu haben.
Sakaki: Sie ist eine missverstandene und verschlossene Seele. Wohl wegen ihrer Verschlossenheit wird sie stets falsch interpretiert. Alle sehen sie nur als harten Knochen, da sie so selbstbewusst erscheint und so ausgezeichnet in Sport. Doch in Wirklichkeit ist sie sehr empfindsam, verträumt und in ihrem Inneren sehr weiblich. Zu Tieren hat sie eine große Liebe, besonders zu Katzen, doch scheinen diese etwas gegen sie zu haben.
Ayumu Kasuga: Sie ist ein Träumer und schläft nicht selten auch wirklich einmal im Unterricht ein. Ihre abgedrehten Gedanken und Annahmen sorgen nicht selten für schallendes Gelächter beim Zuschauer sind den eigenen Schulkameraden aber des Öfteren suspekt.
Kagura: Im ersten Jahr ist sie noch in der Parallelklasse und gesellt sich somit erst in späteren Folgen zur Gruppe hinzu. Sie ist ein Sportfanatiker und sieht in Sakaki einen Herausforderer. Gern möchte sie besser sein als sie und setzt alles daran. Schulisch ist sie kein großes Licht und bildet gemeinsam mit Ayumu und Tomo ein „Baka“-Team (Idiotenteam).
Yukari Tanizaka: Die Klassenlehrerin und zudem eine etwas seltsame Person, denn sie wirkt nicht sonderlich erwachsen. Zwar vermag sie es den Teenies im Englischunterricht ihre Kenntnisse zu vermitteln, doch ist sie daneben eher egoistisch und steht im Konkurenzkampf mit ihrer Kollegin und Freundin Minamo Kurosawa, der sie ihre Beliebtheit bei deren Klassenschülern neidet.
Minamo Kurosawa: Die Freundin von Yukari und Klassenlehrerin der Parallelklasse. Yukaris Schüler unterrichtet sie zudem in Sport. Sie ist eine gutmütige Seele und wird von allen gemocht. Minamo nimmt den Kampf mit ihrer Freundin aus Schultagen gern auf und zeigt dann auch wie sehr sie das manchmal nervt.
Im Verlauf der Serie fand ich besonders Sakaki interessant. Mit ihrer verschlossenen Art konnte ich mich am besten identifizieren und damit, dass sie oft falsch eingeschätzt wird. Für mich ist sie ein ungemein sympathischer Charakter. Chiyo Mihama ist hingegen einfach nur süß. Besonders niedlich gezeichnet und mit einer besonders hohen Stimme versehen kommt man aus dem „kawaii“ sagen gar nicht mehr heraus. Was mir bei Minamo Kurosawa auffiel war ihre prägnante Stimme, die ich sogleich erkannte, denn diese gehört keiner geringeren als Aya Hisakawa, neben Megumi Hayashibara eine meiner absoluten Lieblings Seiyuus (Synchronsprecher).
Letztendlich liebe ich alle Charaktere. Es ist aber auch wirklich schwer sie nicht zu mögen. Abgesehen vielleicht von Lehrer Kimura, dem einzigen wichtigeren männlichen Part der Serie, der ein sehr seltsames Subjekt mit etwas perversen Neigungen ist. Richtig abschreckend ist es nicht und stellt zumindest einen interessanten Kontrast dar.
Das Charakterdesign von Azumanga Daioh ist, wie schon angedeutet, ungemein niedlich gezeichnet. Die großen Kulleraugen und auch das sonstige Erscheinungsbild sind unverkennbare Merkmale eines Animes der besonders süßen Art. Zudem sind die vielen SD Sequenzen ein eindeutiges Indiz einer Slapstick Serie und wirken zu keiner Zeit fehl am Platze. Im Gegenteil, sie unterstützen noch die sympathische Abgedrehtheit.
Animationstechnisch bewegt man sich dabei auf sehr hohem TV-Serienniveau. Sonderliche Standbilder gibt es nicht und auch die Animationsqualität lässt im Verlauf der Serie nicht nach, oder nur sehr geringfügig.
Musikalisch kann man nicht klagen, doch finde ich den Opening Song nicht so ganz gelungen. Er ist der abgedrehten, verrückten Art der Serie zwar noch zuträglich, doch hätte ich mir dennoch etwas melodischeres gewünscht. Der Ending-Song ist in meinen Augen aber sehr gut gelungen. Die übrige musikalische Untermalung ist passend, drängt sich jedoch nicht in den Vordergrund, was ich sehr angenehm finde. Es klingt dabei zuweilen nach Klängen der 80er Jahre.
Was sich die Macher bei der Inszenierung so mancher Episode gedacht haben mögen erschließt sich mir nicht in Gänze. Ich denke das wissen sie selbst nicht genau, wenn man sie fragen würde. Fakt ist, dass es des Öfteren sehr abgedreht zugeht, aber dabei stets unterhaltsam bleibt und trotz verrückter Einfälle eine Geschichte erzählt wird. Die Gags sitzen und werden durch die SD Szenen noch zusätzlich angehoben. Die Charaktere sind niedlich und unheimlich sympathisch. Für jeden ist hier was dabei.
Fazit: Wer Schoolkids Comedy mag, der ist bei Azumanga Daioh genau richtig. Es sei aber hinzugesagt, dass etwas Vorwissen über die japanische Kultur durchaus hilfreich wären, um alle Nuancen genießen zu können. Aber auch ohne fällt einem das Verständnis nicht schwer und man bekommt einen interessanten Einblick in den Alltag der Kids, wobei die langweiligen Stellen aber ausgeblendet bleiben. Ich wurde prächtig unterhalten und hab die Serie an drei aufeinander folgenden Tagen komplett angeschaut.
Die Serie bekommt von mir:
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Kleiner Einblick: http://www.youtube.com/watch?v=N86LhxvzfLI&NR=1
Zur DVD:
![Bild](http://ecx.images-amazon.com/images/I/516MnguUtqL._SL500_AA240_.jpg)
Die einzeln veröffentlichten DVDs, die jeweils ein herrliches Cover besitzen hat ADV Films auch in einer limitierten Komplettbox zusammengefasst. In dieser sind die 6 DVDs enthalten und als Dreingabe gibt es ein Booklet, sowie einen Azumanga Daioh Bleistift und einen kleinen Schreibblock. Leider ist das Cover der Box nicht sonderlich gelungen, denn durch den Plastikschuber, auf dem die immer wieder in der Serie auftauchende seltsame Katze zu sehen ist, kann man auf dass darin befindliche Digi-Pak hindurch sehen, auf dem jeweils die Charaktere abgebildet sind. Dadurch entstehen hässliche Doppelbilder, was das ganze sehr unerfreulich aussehen lässt. Was die Macher der Box da geritten hat weiß ich nicht zu sagen. Möglicherweise sind sie noch durchgeknallter als die Macher der Serie. Im Sinne der Fans kann das nicht gewesen sein.
Na, wenn wenigstens der Inhalt stimmt. Aber auch hier leistet sich das Label einige Schwächen. Abgesehen von der sehr guten Bild und Tonqualität müssen Fans von Originalton mit deutschen Untertiteln mit Dubtitles, also Untertiteln, die auf der deutschen Synchronisation basieren, Vorlieb nehmen. Für mich ist das besonders ärgerlich, denn soweit ich das beurteilen kann entfernt man sich zuweilen vom tatsächlich gesprochenen und bedient sich dabei gewisser Formulierungen, die mich eher stören, als angenehm unterhalten. Sehr ärgerlich. Es verdeutlicht, dass die Liebhaber dieser Form des Animekonsums nur noch sträflich behandelt werden. Doch dabei sind wir Fans der ersten Stunde es doch gewesen die diese Serien mit unserem Engagement bekannt gemacht haben. Aber was zählt das schon, wenn man immer preiswerter agiert. Somit tat ich gut daran mir die Box zu holen, anstatt der recht teuren Einzelscheiben, denn letztendlich hätte ich mich noch viel mehr geärgert. Schnell, schnell, Hauptsache die Kohle stimmt ist letztendlich eine Unterstellung, die ich auch auf diese Serienumsetzung von ADV Films Deutschland anwenden kann. Profit ist alles, der Fan zählt nichts. Sehr ärgerlich, denn die Serie hätte etwas mehr Sorgfalt verdient gehabt.
Die zuweilen etwas komplizierten Begriffe und Nahrungsmittel, auf die man in Azumanga Daioh zu sprechen kommt, kann man ganz solide transportieren, jedoch erschließen sich einem die Feinheiten nicht wirklich. Begiffserklärungen, so wie es in Fan-Subs geschieht und wie es Anime House als einziges offizielles DVD Label bietet findet man nicht. Es würde aber auch im krassen Gegensatz zur schnellen Kohle stehen und ist hier damit unrealistisch und wohl nicht zu erwarten.
Wer versucht Animes in den Massenmarkt zu transportieren, der kann ja nur scheitern. Anders kann ich mir ADV Films derzeitige Probleme auch nicht erklären. Mit der DVD Auswertung von Azumanga Daioh haben sie eine solide Auflage geschaffen, die auf dem Massenmarkt durchaus bestehen könnte, aber mit dem überhöhten Preis für die Einzel-DVDs selbst ein Bein stellt. Der Massenmarkt verlangt nun einmal billige Preise.
Für den Fan ist die Auflage hingegen nicht wirklich gelungen. Zur deutschen Synchro kann ich nichts sagen, doch angesichts dessen, das mich bisher noch jede deutsche Synchronisation von Animes enttäuschte wird der geneigte Fan auch hier nicht zufrieden sein. Man kann Animes in meinen Augen eben nicht akustisch nach Deutschland transportieren. In Bild und Ton überzeugt man schon, doch in den anderen Regionen eher nicht. Die Dubtitels stören ungemein und das spärliche Bonusmaterial stellt nur selten zufrieden. Angenehm ist da noch, dass man den Movie aufpresste, der mit seiner Lauflänge von 5 Minuten aber nur ein schwacher Trost ist.
Schade, da wäre wesentlich mehr drinnen gewesen. Man hätte sich ein Beispiel an Ikasus (jetzt von Anime Virtual übernommen) Love Hina DVDs nehmen sollen.
Die DVD bekommt von mir: (1/2)
Zur Serie (auf Wikipedia): http://en.wikipedia.org/wiki/Azumanga_Daioh