Ich hatte Euch gewarnt, hier jetzt ein kurzer Bericht zum gestrigen Filmabend:
Vorab eine Korrektur:
Der Starewitch Film ist von 1926 (Produktionsjahr). Zumindest stammt aus dieser Zeit bereits der Zensurbericht. In Kinos gelaufen ist er wohl tatsächlich erst Ende 1927 / Anfang 1928.
Inhaltlich geht es um den Traum eines kleinen Mädchens, dass als Jahrmarkttänzerin bei seinem Grossvater lebt. Nach kurzer Vorstellung ihres gewöhnlichen Lebens, fällt die junge Schöne in Schlaf und schrumpft in einer beeindruckenden Tricksequenz auf Insektengrösse zusammen. Schnell noch mit ein paar Flügeln ausgestattet flattert sie schmetterlingsgleich von dannen in die Frühlingswelt der Insekten.
Dort wird sie wegen Ihres anmutigen Tanz-Fluges und ihrer schönen Stimme gleich zur Königin des Frühlings ausgerufen und erhält gleich einen ganzen Hofstaat aus Grashüpfern, Libellen und Schmetterlingen dazu.
Doch dieses Glück wird nicht allein durch natürliche Feinde der Insekten wie Fröschen oder Vögeln gestört, sondern auch dem fiesen Spinnenkönig missfällt all die Harmonie. Weswegen er die kleine Königin während einer romantischen, nächtlichen Kutschfahrt von seiner Brut entführen und ins Verlies seiner Burg schaffen lässt.
Immerhin kann er jetzt den Rest der Nacht seine fiesen Gelüste an der kleinen Königin auslassen, doch am Morgen rüstet die Armee der Grashüpfer gegen ihn und zieht mit Äxten und Lanzen bewaffnet vor seine Burg. Nach einer furiosen Schlacht gelingt es der Grashüpfer Armee dann auch die Königin wieder zu befreien, während sich ein Rabe der Gefallenen bemächtigt.
Und dann .... - Nun ja, wie in jedem Traum wacht die Hauptdarstellerin wieder auf und der Film ist vorbei.
Ladislaus Starewitch (Wladislaw Starewicz), als Pole im zaristischen Russland am gleichen Tag wie ich

geboren, darf ohne Übertreibung als Pionier der Filmkunst und Vater des Puppentrickfilms bezeichnet werden.
Ursprünglich war er Maler, Bildhauer, Mitarbeiter des Moskauer Künstlertheaters und Professor für Naturwissenschaften. Quasi ein Leonardo da Vinci des vorigen Jahrhunderts. Schon mit 9 Jahren baute er seine erste eigene Laterna Magica. Auf den Puppentrickfilm kam er wegen seiner naturwissenschaftlichen Aufgaben. Er wollte nämlich aus wissenschaftlichen Gründen den Kampf zweier Hirschkäfer auf Zelluloid bannen. Doch leider waren die Biester nicht bereit seine Regieanweisungen zu befolgen. Ausserdem verbrannten seine Hauptdarsteller unter den damals zu Belichtungszwecken nötigen sehr starken Scheinwerfern. Deshalb vereinte er seine künstlerischen und naturwissenschaftlichen Fähigkeiten und arbeitete fortan mit Puppen aus Plastillin. Schon sehr früh arbeitete er dann mit Stop Motion, aber auch mit Marionetten.
Nach der Oktoberrevolution wanderte er nach Frankreich aus und setzte dort seine Arbeit fort. Als Höhepunkt gilt seine Verfilmung des Reineke Fuchs aus dem Jahre 1930, an dem er immerhin 10 Jahre Vorbereitungszeit verwendet haben soll.
Ach diese Polizisten, immer wollen sie spielen.