Tale of Oiwa's Ghost
怪談お岩の亡霊
(Kaidan Oiwa no bôrei)
Japan 1961
Der heruntergekommene Samurai Iemon Tamiya begehrt Oiwa, doch ihr Vater weigert sich, ihn als Schwiegersohn zu akzeptieren. Zusammen mit seinem Gehilfen Naosuke ermordet Iemon Oiwas Vater, um sie ehelichen zu können. Doch schon bald wird er ihrer überdrüsig und wirft statt ihrer einen Blick auf die schöne Oume. Er bezahlt Takuetsu, um sich an Oiwa zu vergehen, um sie dann des Ehebruchs bezichtigen zu können. Doch Takuetsu plaudert alles aus, woraufhin Iemon Oiwa vergiftet. In seiner Hochzeitsnacht mit Oume erscheint Iemon Oiwas entstellter, rachesüchtiger Geist und treibt ihn in den Wahnsinn. Er schlachtet Oumes gesamte Familie ab. Unterdessen findet Osode, Oiwas Schwester, heraus, dass Iemon für Oiwas Tod verantwortlich war, und sinnt ihrerseits auf Rache.
So geht "Kaidan Oiwa no bôrei", frei übersetzt in etwa "Unheimliche Geschichte von Oiwas Fluch", eine Verfilmung der bekanntesten (und meistverfilmten) Geistergeschichte Japans, gemeinhin bekannt als "Yotsuya kaidan". Geschrieben wurde sie 1825 von Nanboku Tsuruya IV. zur Adaption für das Kabuki-Theater. "Yotsuya kaidan" wurde mindestens 35 mal verfilmt, allerdings sind mindestens 19 der Verfilmungen heute leider lange verlorene Stummfilme. Die vorliegende Filmversion aus dem Toei-Filmstudio, im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen, in Farbe gedrehten Verfilmungen Daieis und Shintohos von 1959 wieder in schwarzweiss, wurde von Regisseur Tai Katô in Szene gesetzt und zeichnet sich durch relativ wenige, doch heftige Geisterszenen aus. Katô sparte wohl auch deshalb nicht mit ausgewälzten sadistischen Szenen und Blut. Tomisaburô Wakayama spielte Iemon bereits zum zweiten Mal (er schlüpfte schon für Masaki Môris "Yotsuya kaidan" von 1956 in die Rolle) und gibt in dieser Version einen besonders brutalen und rücksichtslosen Iemon. Dies ist nicht die beste der "Yotsuya"-Verfilmungen (diese Ehren gehen an Nobuo Nakagawas genialen "Tôkaidô Yotsuya kaidan" von 1959 sowie an Kinji Fukasakus atemberaubende Interpretation von 1994), aber eine weitere interessante Leinwandadaption der Geschichte.
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Noch heute ist das historische Yotsuya ein Stadtteil Tokios. Ein Foto von meiner Japan-Reise vergangenen Jahres (man achte auf die blaue Tafel):
http://i443.photobucket.com/albums/qq15 ... otsuya.jpg
Das Foto wurde nur wenige Meter vom berühmt-berüchtigten Yasukuni-Schrein entfernt aufgenommen.
I-Eo Island
異魚島 (이어도)
(Ieodo)
Südkorea 1977
Auf dem Weg zur geheimnisumwitterten Insel "Ieodo" verschwindet der Journalist und Umweltaktivist Chun spurlos von Bord eines Schiffes. Ein Mitarbeiter der Hotelkette, welche die Schiffsfahrt zu Promotionszwecken organisierte, sowie ein Zeitungsmitarbeiter, der mit Chun zusammenarbeitete, machen sich zusammen auf zu der abgeschotteten koreanischen Insel, von der Chun stammte, und die heute ausschliesslich von weiblichen Taucherinnen bewohnt wird. Aberglauben und Legenden sind dort weit verbreitet, und man erzählt sich, wer Ieodo zu Gesicht bekomme, sei dem Tod geweiht und werde dem Wasserdämon anheim fallen.
Dieser äusserst ungewöhnliche Film der koreanischen Kino-Legende Ki-Young Kim ("Hanyeo"/"The Housemaid", 1960) entführt den Zuschauer in die koreanische Inselwelt nahe Cheju Island und entfaltet eine mystische Welt voller Geheimnisse und unerklärlicher Geschehnisse. Mit Rückblenden erzählt Kim die verschachtelten Begebenheiten und Hintergründe, welche schliesslich zu Chuns Verschwinden führten, und führt sowohl seine Hauptfiguren als auch den Zuschauer immer tiefer in die von der Aussenwelt abgeschottete Inselwelt Koreas. Seiner ungewöhnlichen Atmosphäre wegen wurde der Film auch mit dem ein Stück weit vergleichbaren, englischen Film "The Wicker Man" (1973) des Regisseurs Robin Hardy verglichen. In beiden Filmen begibt sich der Hauptprotagonist auf eine gegen aussen abgeschottete, geheimnisvolle Insel, um eine verschollene Person zu suchen. Und es wäre kein richtiger Ki-Young-Kim-Film, wenn nicht wenigstens eine deftige Schock-Szene, hier in der Form von Nekrophilie, auf den Zuschauer warten würde. Wie alle älteren koreanischen Filme ist auch dieser durch ungenügende Lagerung nicht mehr in bestem Zustand, extrem rar und war ausserhalb Südkoreas niemals erhältlich. Wer Willens ist, sich die Zeit für diesen Film zu nehmen, wird mit einem sehr ungewöhnlichen Stück Genre-Kino konfrontiert.
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