Die Sherlock Holmes Verfilmungen Teil 1 - Basil Rathbone & Nigel Bruce (1939 - 1946)
Eines gleich vorweg. Im Sherlock Holmes Universum bin ich, in bewusster Form, noch nicht lang drinnen. Jedoch reicht meine Begeisterung für den Meisterdetektiv bis ins Kindesalter zurück, wo mich die Geschichte vom „Hund von Baskerville“ immer wieder ängstigte und ich des Nachts immer befürchtete er würde zu mir kommen. Es gibt übrigens ein schönes Foto von mir, von 1993. Bei meiner Britanienreise sah ich in einem Souveniershop, der auch gleichzeitig Klamottenladen war, einen Deerstalker Hut (oder nennt man das Mütze?). Diese Kopfbedeckung ist das Markenzeichen von Holmes, neben der Lupe und der der Pfeife. Ich bereue es heut noch diesen Hut liegen gelassen zu haben. Kein 08/15 Material, sondern Hochwertig und daher auch etwas teuer.
Wie dem auch sei, richtig bewusst mit den Meisterdetektiven hab ich mich erst befasst, als Polyband die ersten Filme der Sherlock Holmes Serie mit Jeremy Brett veröffentlichte. Das brachte mir die, in Fankreisen, beste und authentischste Serie näher und auch Jeremy Bretts Darstellung des Sherlock Holmes. Mittlerweile ist auch er für mich DIE Verkörperung des Meisterdetektivs. Unerreicht, bis Heute.
Jeder kennt wohl die Geschichten des Sherlock Holmes, oder hat zumindest schon einmal etwas vom Hund von Baskerville gehört. Diese Geschichte war eine, wenn nicht sogar DIE erfolgreichste Geschichte in Doyles Karriere. Jedoch sollte sie Anfangs nicht mit dem Meisterdetektiv sein.
Die Abenteuer des Sherlock Holmes, die in Fortsetzung im Strand Magazine veröffentlicht wurden fanden nach mehreren erfolgreichen Geschichten ein Ende in Sherlock Holmes Tod an den Reichenbach Fällen, bei dessen Kampf mit Verbrechergenie Moriarty, in der Geschichte „The Final Problem“. Conan Doyle hatte erst einmal genug über den Meisterdetektiv geschrieben. Einige Zeit später schrieb er an der Geschichte des „Hound of the Baskervilles“. In der Anfangsphase des Romans war es noch keine Sherlock Holmes Geschichte. Doyle merkte jedoch, dass ihm eine zugkräftige Figur fehlte und da schien ihm Sherlock Holmes am passendsten. Er ging nun mit dem Roman zum Strand Magazine und verlangte die doppelte Gage. Als die Verleger hörten, dass er ihnen eine weitere Sherlock Holmes Story anbot willigten sie ohne zu zögern ein. Tatsächlich konnte man für die Zeit der Veröffentlichung – Die Geschichte wurde in Fortsetzung in 9 Teilen monatlich veröffentlicht – die Auflage mehr als verdoppeln, denn die Leser gierten nach weiteren Geschichten des Meisterdetektivs. Damit war klar, Sherlock Holmes musste neue Geschichten bekommen, was Arthur Conan Doyle mit der Geschichte „The Empty House“ auch tat. Diese Geschichte schließt direkt an „The Final Problem“. Hier lässt Doyle die Figur offiziell wieder auferstehen und beleuchtet die „tatsächlichen“ Ereignisse an den Reichenbachfällen.
Sherlock Holmes Verfilmungen sind so zahlreich, dass man schnell die Übersicht verliert. Speziell „The Hound of the Baskervilles“ erhielt mehr Verfilmungen als irgendeine andere Geschichte von Conan Doyle, was nicht verwundert, ist sie aufgrund der mystisch geheimnisvollen Atmosphäre doch die Beste. In der Filmgeschichte waren es die Deutschen, die 1914 die erste Verfilmung des Stoffes realisierten. Sie war so erfolgreich, dass man mehrere Fortsetzungen mit der Figur des Stapleton drehte, was aber da nichts mehr mit Doyles Werk zu tun hatte. Weitere Verfilmungen folgten, bis 1939 mit der Amerikanischen Verfilmung, der Startschuß für die Sherlock Holmes Serie mit Basil Rathbone gesetzt wurde. Die Filme „The Hound of the Baskervilles“ und „The Adventures of Sherlock Holmes“ waren so erfolgreich bei 20th Century Fox, dass Universal 1942 eine 12-teilige Serie mit dem Meisterdetektiven drehte. Hier übernahm wieder Basil Rathbone die Hauptrolle und Nigel Bruce wurde ihm als Dr. Watson abermals zur Seite gestellt. Leider transportierte man Doyles Geschichten in die aktuelle Zeit und missbrauchte Holmes anfänglich für Propagandazwecke. Die erste gedrehte Geschichte brachte ihn in „Sherlock Holmes and the Voice of Terror“ mit den Nazis in Kontakt. Dies ist anfangs recht gewöhnungsbedürftig und führte zu großem Unmut bei den Fans. Im verlaufe der Serie besann sich Universal jedoch und machte die Zeit mehr und mehr nicht zum Thema und konzentrierte sich dann auch vornehmlich auf Doyles Geschichten, anstatt ihn für Propaganda zu missbrauchen. Somit wurden die Storys immer besser. Besonders gut gefällt da die Episode „The Scarlet Claw“ (in Deutschland „Die Kralle). Diese Geschichte basiert nur auf Elementen von Doyle, wobei Parallelen zum „Hound of the Baskervilles“ unverkennbar sind. Die mystische Atmosphäre, das Moor, eine grauenvolle Legende, sind eindeutige Zeichen. Die Ungereimtheiten störten die Zuschauer nicht. Und so zählt diese Episode wohl zu den erfolgreichsten der Serie.
Neben der Filmischen Serie gab es aber auch noch eine Serie im Radio. Hier erlebten Holmes und Watson weitere Abenteuer. Etwa 300 Geschichten wurden für den Rundfunk verfasst die jedoch nicht nur aus Doyle Geschichten bestehen konnten (soviel hatte er nun auch nicht zum Meisterdetektiv geschrieben). Vielmehr engagierte man einige gute Schreiber, die weitere Geschichten schrieben, die denen von Doyle aber in nichts nach standen. Rathbone und Bruce waren hier auch im Radio einmal mehr Holmes und Watson.
Doch nach mehreren Jahren, 14 Filmen (die 20th Centurys eingerechnet) und eben an die 300 Hörspielen war für Rathbone jedoch der Ofen aus. Er hatte genug davon, nur auf seine Darstellung des Sherlock Holmes reduziert zu werden, war er doch schon viele Jahre davor in zahlreichen Filmen aufgetreten und war auch im Theater erfolgreich gewesen. Seine Darstellungen als bösartiger Sir Guy of Gisbourne in der Robin Hood Verfilmung mit Errol Flynn ist unvergesslich und auch davor war er Flynns Gegenspieler in „Captain Blood“ (bei uns „Unter Piratenflagge“). In beiden Filmen und auch in „The Mark of Zorro“ (Flynn sollte hier Zorro spielen, was er aber ablehnte und stattdessen in dem schlechten „Kim“ auftrat) zeigte Rathbone seine hervorragenden Fechtkünste, denn er war ausgebildeter Fechtmeister.
Aber wie kam Rathbone zu der Rolle des Sherlock Holmes? Nun, ehrlich gesagt, ich hab keine Ahnung. Aber man bot ihm die Rolle nach seinen zahlreichen Auftritten als Bösewicht an. Froh darüber, sich mal davon abzusondern und mal einen Guten zu spielen nahm Rathbone die Rolle dankbar an und unterschrieb auch gleich für „The Adventures of Sherlock Holmes“.
Es musste aber noch nach der Besetzung für Dr. Watson gesucht werden und da kam Rathbone sein Freund und Cricketpartner Nigel Bruce in den Sinn, der sich zum damaligen Zeitpunkt in England aufhielt. Buces Karriere war nicht so erfolgreich wie Rathbones. Er hatte einige Engegements in Hollywood, wo er oft den liebenswerten Trottel spielte. Als seine Karriere stagnierte kehrte er nach England zurück, wo er auf Theaterbühnen auftrat. Als ihn das Telegramm von Rathbone erreichte, ob er nicht Lust hätte an seiner Seite die Rolle des Dr. Watson zu spielen willigte er sofort ein und kehrte nach Hollywood zurück. Eine enge Freundschaft entstand zwischen beiden, die am Ende auf eine harte Probe gestellt wurde, da Rathbones Fortgang auch für Bruce in gewisser Weise ein Ende war, denn damit war er so gut wie Arbeitslos. Zwar spielte er in mehreren weiteren Hörspielen die Rolle des Dr. Watson, aber war schon bald auch damit Schluss.
Einige Jahre später schrieb Basil Rathbones Frau ein Theaterstück in dem dieser wieder in die Rolle des Meisterdetektivs schlüpfte. Leider fiel der letzte Vorhang schon am 30.Oktober 53, nach der dritten Aufführung, denn das Stück war ein phänomenaler Flop. Nigel Bruce erlebte dies jedoch nicht mehr. Er erlag am 8.Oktober einem Herzinfarkt. Rathbone folgte ihm am 21. Juli 1967.
Demnächst schließt Koch Media mit ihrer vierten Box, die Veröffentlichung der kompletten Basil Rathbone Sherlock Holmes Serie ab. Diese kann ich nur jedem wärmstens empfehlen, denn hier kann man die Serie in bestmöglicher Qualität erleben. Koch Media hat sich mächtig ins Zeug gelegt und bietet dem geneigten Fan mit den beigelegten Booklets einen umfassenden Einblick in die Entstehung der Serie und die Hintergründe zu den Darstellern. Zu jeder Episode wird Wissen vermittelt und das in sehr interessant geschriebener Form. Auf den einzelnen DVDs befindet sich je eine Episode der Serie. Meist mit mehreren alternativen deutschen Synchronisationen, denn Sherlock Holmes deutsche Erstaufführung fand in Ostdeutschland statt und wurde kurz nach der Wende fürs ZDF nochmals neu synchronisiert. Erfreulicherweise mit dem gleichen Synchronsprecher für Holmes. ZDF schnippelte wieder an den Folgen herum, weswegen einige in deutscher Synchro nur mit der DDR Fassung komplett sind. Aber man kann auch die englische Originaltonspur mit deutschen Untertiteln wählen um die Serie in ihrer Urform zu genießen. Box Nummer 3 bietet zudem noch 3 der Originalen Hörspiele mit Rathbone und Bruce. An dieser DVD Veröffentlichung führt kein Weg vorbei.