Wallace & Gromit: Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen
Originaltitel: Wallace & Gromit: The Curse of the Were-Rabbit
Herstellungsland: Großbritannien
Erscheinungsjahr: 2005
Regie: Steve Box, Nick Park
Is' was, Dog?
Oh ja, denn zehn Jahre warten hat sich gelohnt! So lange dauerte es nämlich, bis endlich mal wieder
ein neues Abenteuer mit Wallace und Gromit in den Kinos starten konnte. Doch diesmal nicht als Kurzfilm - nein!
Die Macher haben sich tatsächlich der mühevollen Aufgabe unterzogen, die Helden aus Knete auf abendfüllendes
Format aufzublasen. Eine sichere Sache? Nun ja, der Vorläufer "Chicken Run" zeigte ja schon, dass die Leute
von "Aardman Animation" nichts für unmöglich halten - technisch. Die Kurzfilme mit Wallace und Gromit sind aber
dennoch in Sachen Witz und vorallem Tempo nicht zu übertreffen. Die Sorge war also groß, dass es im Spielfilm
vielleicht anders aussehen könnte. "Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen", so heisst die deutsche Fassung
(klingt nach Kinderfilm) und verspricht daher schon Turbulentes. Zum Glück war meine Angst unbegründet, denn wo
Nick Park draufsteht, ist auch Nick Park drin und so lässt er "Chicken Run" im Vergleich ganz schön alt aussehen.
Hier haben wir es mit dem besten Stop-Motion-Film seit "Nightmare before Christmas" (1993) zu tun.
Aber wie soll man nur etwas aus der Fülle an Gags herauspicken, um den Leser auf Geschmack zu bringen?
Erstaunlich ist jedenfalls, wieviele Insider-Gags, die nur härtesten Cineasten auffallen würden, mit eingebaut wurden.
Hier möchte ich mal meinen Favoriten erklären:
Wallace und Gromit erinnern in diesem Film schon ein bisschen an die Ghostbusters, nur statt Geister werden hier
Hasen und Kanichen von ihren Untaten abgehalten. Mit tollstem Equipment fangen und saugen die Beiden alles ein,
was zwei lange Löffel hat, um das Riesengemüse der Einwohner zu schützen. So werden wir den ganzen Film über mit
unglaublich niedlichen Tierchen beglückt. Ein wahrer Karnickel-Film eben - doch nun zum eigentlichen Witz.
Gromit muss kurz im Auto auf sein Herrchen Wallace warten. Weil es ihm zu unheimlich wird, schaltet er das Radio an.
Es erklingt kurz die Ballade "Bright Eyes" von Art Garfunkel. Dieses Lied gehört ja zum Soundtrack des Zeichenrick-
Klassikers "Watership Down - Unten am Fluß" (1978). Muss ich noch mehr dazu sagen?
Aber auch sonst sprudelt der Film nur so vor Einfällen. Im Vorspann bekommen wir gleich eine herrlich dämliche
Bildergallerie mit den beiden Hauptdarstellern vorgeführt, begleitet mit der altbekannten Erkennungsmelodie.
Gromit ist eindeutig der Star des Films und sicher der größte Minimal-Mime seit Buster Keaton. Eines der Highlights
ist sein erotisch angehauchter Tanz, um eine Hasen-Attrappe zu steuern. Überhaupt ist der Film so unfassbar detail-
verliebt, dass man beim einmaligen anschauen garnicht alles entdecken kann - zuviel versteckt sich in jeder Szene, in jedem Raum. Dutzende Anspielungen auf alte Universal-Horror-Klassiker, perfekte Perspektiven und Ausleuchtung
lassen das ganze zu einer Hommage an "Frankensteins Braut", "Der Wolfmensch" und "King Kong" werden.
Einige Figuren erinnern stark an Charaktere wie Dr. Pretorius oder den verrückten Ygor - einfach klasse!
Spätestens im durchgeknallten Showdown (schönen Gruß an Kong) wurde mir klar:
2006 geht der Oscar für den besten Animationsfilm an "Curse of the Were-Rabbit", denn dieser ist wohl der
liebenswerteste "Horrorfilm" aller Zeiten ist. Für ein Meisterwerk ist der Film vielleicht ein bisschen zu zahm
geworden (der Kids wegen), aber herausragend im ganzen CGI-Wahn allemal!!!
