Hä? Wer ist das denn?
Das war bis vor kurzem ein Ein-Mann-Band/Singer/Songwriter/Zeichner mit deutschen Texten über sich, das Leben, die Gesellschaft, den Frust. Jemand von Pittiplatsch3000 hat ihn mal als "Peter Licht für Mitdenker" (o.ä., ist länger her) beschrieben. Das trifft’s in etwa.
Lehmann datiert seine erste geniale Platte "Koalaplage" auf 1998. Drei Jahre später vollendete er sein zweites (und Meister-) Werk "Schüttel Deine Welt. Haha.", 2002 gefolgt vom dritten Streich "Randalaise". Und nun die vierte, etwas andere, aber gelungene Scheibe "jung".
Lehmann schreibt wortgewandte, feinsinnige Texte. Verse, die oft ungeahnte Wendungen nehmen, neuerdings mit einem leichten Anflug von Dada. Die Musik dazu ist meist (und auch jetzt mit Band) minimalistisch. Seine Lieder muß man genießen und genau hinhören, dann öffnet sich einem die ganze Textkunst - und mancher persönliche und gesellschaftliche Abgrund, an dem man oft auch selbst immer oder gerade steht.
Entdeckt habe ich Lehmann auf dem Pittiplatsch3000/ PopYou (Like a hurricane)-Sampler von 2001, auf dem er mit seinem (noch immer unübertroffenen) "Hastemanemark" vertreten war.
Restlos begeistert war ich von ihm nach seinem Auftritt auf dem Pop You like a hurricane - In concert (2002 im Kölner Gebäude 9), den er mit geliehener (!) Band absolvierte. Daß er damals, wie uns ein befreundeter Bandleader, der dort auch auftrat, insgeheim verriet, so wenig Live-Erfahrung hatte, daß er mit den Monitorboxen nichts anzufangen wußte, war ihm ganz und gar nicht anzumerken, machte ihn aber umso sympatischer.
Danach habe ich mir (noch per Brief, das waren Zeiten) seine "Schüttel Deine Welt" bestellt, um kurz darauf verwundert zwei CDs aus dem Umschlag zu ziehen, da er mir "Randalaise" gleich mit eingepackt hatte.
Als er ein Jahr später auf dem Fucking Independent-Festival im Kölner Stereo Wonderland auftrat, kam er zwar ohne Band, dafür aber mit seinem Magister in der Tasche angereist, den er bei diesem Anlaß auch gleich noch feierte. In einem Gespräch nach seinem Auftritt deutete er mir damals an, er werde in Zukunft aus beruflichen Gründen keine Musik mehr machen können ...
Danach veränderte sich seine Website drei Jahre lang nicht mehr, und Joan fand sich traurig mit den Gegebenheiten ab.
Hat aber wohl doch nicht ganz gestimmt. Wie schön!
Auch mit Band vertreibt Lehmann seine Platten noch immer ohne Label über seine Homepage - nach dem Vertrauensprinzip. Kostenlos anmelden, runterladen, und dann bezahlen, was einem die Musik wert ist.
Wenn Ihr also mal keine Lust mehr habt, in die Hamburger Schule zu geh’n, dann schaut doch mal bei http://www.randalaise.de vorbei. Da kann man auch einige seiner Sahnestücke ohne Anmeldung genießen.
Anspieltips: "Hastemanemark", "Tag! Keine Meinung", "Bimssteine". Das ist Kunst, Mann!