Fluch der Karibik (USA / 2003)
(Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl)
Trailer: http://german.imdb.com/video/screenplay/vi1654391065/
Seinerzeit, als der Film kurz vor seiner Veröffentlichung stand erfuhr ich, dass die Geschichte auf einer Erlebnisparkattraktion in Disneyworld basiert. Und daraus macht Hollywood einen Film? Das konnte doch nichts werden. Denkste!
Die kleine Elizabeth Swann ist gemeinsam mit ihrem Vater auf der Überfahrt von England nach Port Royale, wo dieser seine neue Stellung als Governeur antritt. Auf dem Weg dorthin treffen sie auf die Überreste einer blutigen Seeschlacht und nehmen einen Überlebenden auf, den jungen Will Turner. Er trägt ein seltsames Amulett, das das Mädchen schnell an sich nimmt, da sie vermutet er sei ein Pirat. Und Piraten haben nun mal kein langes Leben in der zivilisierten Welt.
Jahre später, Elizabeth und Will sind mittlerweile erwachsen kommt es zu einem folgenschweren Zwischenfall. Die junge Frau stürzt ins Wasser und prompt sendet das Amulett, das sie um den Hals trägt, eine Art Signal aus. Kurz darauf erscheint die Black Pearl ein gefährliches Piratenschiff unter der Führung eines gewissen Barbossa, und das Schicksal von Port Royale scheint besiegelt.
Elizabeth wird geraubt und Will Turner, der dabei war sie zu retten, nieder geschlagen. Als er wieder erwacht begibt er sich sofort auf die Suche nach seiner heimlichen Geliebten. Ein Glück dass gerade zu diesem Zeitpunkt ein seltsamer Kauz, der sich Captain Jack Sparrow nennt in der Stadt ist. Will befreit ihm aus dem Gefängnis unter der Bedingung, dass er ihm bei der Befreiung seiner Angebeteten behilflich ist. Und damit beginnt ein haarsträubendes Abenteuer…
Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass eine Erlebnisparkattraktion einen solch fesselnden, unterhaltsamen und komplexen Film hervorbringen würde. Zudem ist es ein Fantasyabenteuer ganz nach meinem Geschmack.
Dafür verantwortlich sind zum einen die Schauspieler, allen voran Johnny Depp, dessen Verkörperung des Captain Jack Sparrow ich einfach nur als genial betrachten kann. Die Art, wie sich die Figur gibt entstammt dabei Johnny Depps eigener Interpretation. Regisseur Gore Verbinski ließ ihm freie Hand und das nutzte der Star ganz klasse. Ich hörte, dass er das von einem Musiker abgeschaut hatte, der sich in Elementen ähnlich verhält. Mir gefällt ganz einfach dieses tuntige, besoffene, das sicher auch etwas von anderweitigem Drogenkonsum hat. Zudem ist Depps Minenspiel klasse.
Ihm zur Seite steht Orlando Bloom, welcher nach seiner Darstellung des Legolas Greenleaf hier schon zum zweiten Male in einer Trilogie eine wichtige Rolle spielt. Bloom ist einer der wohl erfolgsträchtigsten Jungschauspieler, welcher in einigen Blockbustern mitwirken durfte und seine größte Rolle wohl in Ridley Scotts KÖNIGREICH DER HIMMEL hat. Seine Darstellung des Will Turner ist sehr gelungen, auch wenn der Part im Verlauf der Film etwas schwindet.
Weiter geht es mit Keira Knightley, die mich in STAR WARS I – DIE DUNKLE BEDROHUNG schon irritierte. Hier verwechselte ich sie mit Natalie Portman, was sicher daran liegt, dass sie sich nicht unähnlich sind. Beides einfach ungemein hübsche Mädels. Ihre Rolle der Elizabeth Swann vermag Keira sehr gut Format und Tiefe zu verleihen und ihr Spiel gefällt mir sehr. Ohnehin ist sie ebenso wie Orlando Bloom eine der viel versprechendsten Neuzugänge, die auch schon einige Blockbusterrollen aufzuweisen hat.
Das waren die drei Hauptdarsteller, doch der Film hat noch weit mehr namhafte Größen zu bieten. Die größte Rolle daneben hat sicher Geoffrey Rush als Captain Barbossa von der Black Pearl. Rush sah ich bisher noch nicht sehr oft um nicht zu sagen, fast noch nie, abgesehen von seiner Rolle in Dark Castles erster Horrorproduktion HOUSE ON THE HAUNTED HILL, dem Remake des gleichnamigen Originals. Dennoch sehe ich in Rush einen ungemein begabten Mimen und das stellt er mir mit seiner Verkörperung des Barbossas eindrucksvoll unter Beweis.
Gleiches trifft auf Jonathan Pryce zu, der in der Rolle des Governor Weatherby Swann brilliert. Pryce fiel mir erst mit seiner Darstellung des Bösewichtes Elliot Carver in dem James Bond Abenteuer DER MORGEN STIRBT NIE auf und begeisterte mich auch als Seamus O’Rourke in Frankenheimers RONIN, sowie als Cardinal Daniel Houseman in STIGMATA. Seine Verkörperung von Elizabeths Vater ist auch hier sehr gelungen, auch wenn die Rolle etwas klein ausfällt.
Neben diesen Größen sollte man aber auch die etwas kleineren nicht vergessen, wobei ich Lee Arenberg nicht direkt als klein bezeichnen würde. Fans der Serie STAR TREK: TNG werden sich da sicher noch an den Ferengi DaiMon Bok in zwei Episoden der siebenten Staffel erinnern. Aber auch in einer Folge von VOYAGER tauchte er auf und zweien der letzten Serie ENTERPRISE, sowie in noch vielen, vielen anderen Serien. In Fluch der Karibik ist er nun in allen drei Filmen als Pirat Pintel zu sehen und gibt da eine wahrhafte gelungene Performance. Sein Kumpel Ragetti, mit dem seltsam anmutenden Holzauge wird von Mackenzie Crook gespielt. Crook ist ebenso in verschiedenen Fernsehserien zu erleben, arbeitet aber auch oft fürs Kino und war da in dem britischen Horrorstreifen THE GATHERING zu sehen, sowie in WENN TRÄUME FLIEGEN LERNEN, GEBRÜDER GRIMM und anderen. Demnächst wird man ihn übrigens auch im Fantasyfilm CITY OF EMBER erleben können. Und auch den Briten Kevin McNally möchte ich erwähnen, da er mir so gut gefallen hat. Zu Beginn ist er Offizier auf dem Schiff, dass die Swanns nach Port Royale bringt und etwas später dann als Jack Sparrows rechte Hand Joshamee Gibbs zu erleben. McNally ist ebenso eher Nebendarsteller und war in einigen namhaften britischen Filmen und Serie zu sehen. Zu nennen seien da wohl Filme wie RIFIFI AM KARFREITAG, DER SPION DER MICH LIEBTE und Serien wie INSPECTOR BARNABY und DR. WHO (80er).
Die Liste der ‚schon mal gesehen’ Schauspieler ist lang und so könnte man noch Treva Etienne (Icepick – BAD BOYS II, Firimbi – BLACK HAWK DOWN) und Trevor Goddard (Kano – MORTAL KOMBAT, T. Ray – OCTALUS) nennen, doch ich möchte es dabei belassen.
Unübersehbar ist, dass sich viele Stars ein Stelldichein geben und dem Film allein schon damit eine gewisse Größe verleihen.
Dies trifft auch auf die Sparte der Effekte zu, in der man wirklich einiges zu bestaunen hat. So ist im Bereich der Hand gemachten Kost K.N.B.-EFX mit tätig, die wohl zu einem der besten handmade effects Gruppen gehört. Und bei den visual effects bekommt man selbstverständlich das Können von George Lucas Effekteschmiede Industrial Light and Magic, kurz ILM, geboten.
Wahrhaft beeindruckend sind die Morphing Effekte in denen sich die Piraten in einer auf die nächste Sekunde von ihrer menschlichen in die skelettierte Form wandeln. Und viele andere Computer generierte Szenen wissen zu begeistern und dabei mag ich besonders, dass man ihnen ihre Herkunft nicht wirklich ansieht. Aber auch die Hand gemachten Sachen überzeugen sehr und sie lassen einen wahrhaften Piratenfilm entstehen. Die Actionszenen strotzen nur so vor Knall-Krach-Bumm Effekten und die Sets sind opulent und ungemein überzeugend. Besonders herrlich fallen die Schiffe aus, die den Film als absolut teures Machwerk auszeichnen. Denn diese Dinge kosten ein Heiden Geld, will man sie nur halb so glaubwürdig gestalten.
Und auch die Fightaction sollte man erwähnen, denn zu sehen gibt es klasse choreografierte Fechtszenen, die ein Fest für mein Auge wahren.
Passend eingefangen wird das Geschehen von Kameramann Dariusz Wolski, der einiges an Erfahrung auf dem Gebiet besitzt. So überzeugte er schon bei Filmen wie THE CROW, DARK CITY oder CRIMSON TIDE und schafft es mit erstklassigen Weitwinkelaufnahmen und imposanten Kamerafahrten zu beeindrucken.
Die Schnittmeister Stephen E. Rivkin, Arthur Schmidt und Craig Wood nutzen das gebotene Bildmaterial dann optimal für ihre Schnittallüren, denn sie schaffen mit schnellen Schnittfolgen in den Actionszenen die nötige Rasanz, ohne dass man die Übersicht verliert und sie reduzieren der Situation angemessen das Schnittverhalten, wenn es darum geht eine Kamerafahrt optimal zu nutzen die eine ruhige Passage so am besten untermalt.
Warum hier drei Leute am Schnitt arbeiten liegt wohl an den zahlreichen Actionszenen und der Länge des Filmes begründet, denn mit über 130 Minuten Laufzeit ist er echt ein Mammutwerk.
Ein weiterer sehr wichtiger Punkt oblag dann noch Komponist Klaus Badelt. Wer seinen Vornamen beachtet wird sofort merken, dass der gute Mann aus Deutschland stammt, um genau zu sein aus Frankfurt. Seine Tätigkeit in Hollywood nahm er Ende der 90er auf und war da vermehrt als Composer tätig. Als Komponist konnte er sich dann mit DAS VERSPRECHEN (Remake von ES GESCHAH AM HELLICHTEN TAG) einbringen und verbucht in seinen Arbeiten seither über 30 Filmarbeiten. Unter anderem schrieb er die Melodie zu Kathryn Bigelows K-19, zu EQUILIBRIUM, BASIC, CATWOMAN, CONSTANTINE, 16 BLOCKS, ULTRAVIOLET und auch Wolfgang Petersens POSEIDON. Jerry Bruckheimers Filme erkennt man zumeist an der Opulenz, Rasanz und vor allem an der Musik. Klaus Badelt ist es vortrefflich gelungen einen wahrhaft großen Score zu komponieren, der besonders in den Actionszenen eine herrliche Melodie bietet, die sogleich in das Geschehen zieht und genauso groß ist wie die Effekte und darstellerischen Leistungen.
(Achtung Handlungsspoiler
http://www.youtube.com/watch?v=729i-eh- ... re=related )
Alle zuvor behandelte Elemente richtig zu nutzen und zu einem gelungenen Ganzen zusammenzufügen oblag Regisseur Gore Verbinski. Auf sein Konto gehen bisher noch nicht viele Arbeiten, doch konnte er das amerikanische Publikum mit THE RING, dem Remake von Hideo Nakatas RINGU, sehr überzeugen.
Das ohnehin schon gute Drehbuch von Ted Elliott und Terry Rossio (beide auch verantwortlich für die Bücher zu SHREK und DIE MASKE DES ZORRO) vermag Verbinski perfekt umzusetzen. So stimmt die Charakterzeichnung und auch der Aufbau des Spannungsbogens gefällt mir sehr. Zudem gelingt es dem Regisseur mit passend gesetzten Effekt- und Actionszenen den Zuschauer bei der Stange zu halten und die gebotenen Gags treffen auch vortrefflich.
Ermöglicht hat das ganze, unter Schirmherrschaft von Disney, einer der erfolgreichsten Produzenten der Vergangenen Jahre und vielleicht sogar Jahrzehnte. Jerry Bruckheimer begann schon in den 80ern seinen Erfolgskurs. Damals noch mit Don Simpson, mit dem zusammen er Filme wie TOP GUN, FLASHDANCE oder BEVERLY HILLS COP realisierte. Nach Simpsons Tod 1996 (noch vor Veröffentlichung ihres Filmes THE ROCK) arbeitete Bruckheimer unter leicht verändertem Logo weiter und avancierte zu einem der Größtem im Geschäft. CON AIR, ARMAGEDDON, STAATSFEIND NR.1, PEARL HARBOUR, BLACK HAWK DOWN sind nur einige wenige der erfolgreichsten Thriller, Action und Kriegsfilme der letzten Jahre, die Bruckheimers Konto zuzuschreiben sind.
Fluch der Karibik ist einer DER Abenteuer-Fantasyfilme die mich in den letzten Jahren fesselten und ungemein beeindruckten. Hier stimmt einfach alles, Schauspieler, Drehbuch, Effekte, Action, Inszenierung und Musik. Naja, vielleicht würde dem Score ja etwas vorwerfen, dass er sich in den Vordergrund spielt, doch mich stört es nicht wirklich.
Ich habe bei jedem Mal ansehen meinen Spaß. Ein klasse Film – wohl auf Grund seines Erfolges – zwei weitere Filme nach sich zog.
Bei dem Ganzen Spaß besonders amüsant fand ich Jack Sparrow… oh, äh… Captain Jack Sparrow. Johnny Depp ist wie schon erwähnt einfach zu genial in seiner Darstellung und hätte in meinen Augen nen Oscar verdient.
Ebenso klasse fand ich zudem diese „Parlet“ Sache. Wirklich zum schießen. Zudem noch die beiden Piraten Pintel und Ragetti, wobei besonders letzterer mit seinem Holzauge hervorsticht. Wunderherrlich, das man beide in den Nachfolgefilmen wieder findet. Sie sind wirklich eine Bereicherung.
Und zu guterletzt sei noch Keira Knightley erwähnt, mit der ich gern mal ein paar ungestörte Stunden verleben würde.
Orlando Bloom sagt mir dagegen eher nicht zu, was wohl daran liegt, dass ich ihn nicht gerade für einen guten Schauspieler halte. Sicherlich sind seine Qualitäten nicht zu übersehen, doch fehlt es ihm an wahrer Größe, weswegen er neben Johnny Depp und Geoffrey Rush ganz schön abstinkt.
Wertung:

1/2
P.S.: Bloopers:
http://www.youtube.com/watch?v=i4D7yXmi ... re=related