Akihabara Evil Legacy

Ihr habt etwas eigenes produziert oder seid auf etwas selbst produziertes gestoßen? Hier passt's rein.
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Dagon-sama
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Akihabara Evil Legacy

Beitrag von Dagon-sama »

Ich schreib morgen erst Informationen etc. dazu, bin jetzt zu müde um zu erklären wieso ich diese sehr persönliche Geschichte schreibe. Deswegen nurmal Kapitel 1



- 1 -




Die Sonne erhob sich langsam am Horizont und schenkte der Stadt Saitama ihr Licht. Saitama war eine kleine Stadt in Japan. Sie lag in der Nähe der Millionenstadt Tokyo und war im Vergleich zu dieser nur ein Zwerg. Aber Saitama diente für viele Menschen als gute Umsteiggelegenheit, da man von Saitama aus fast überall in Japan hinkam. Die Dunkelheit der Nacht verschwand fast völlig und die ersten Vögel begannen zu zwitschern. Doch ein Haus lag noch in fast völliger Dunkelheit. Es war ein 3 stöckiger Blockbau, der mit seiner grauen Farbe sehr trostlos wirkte. Ein Schild auf der Außenseite verriet den Namen des Gebäudes: „Sesala Omiya“.

Bei diesem Gebäude handelte es sich um ein Gästehaus und um kein sonderlich schönes. Die Lichter an den Fenstern waren noch erloschen, da scheinbar alle Bewohner des Gästehauses noch schliefen. Doch in einem Fenster brannte bereits Licht. Einer der Bewohner schien schon wach geworden zu sein oder hatte die Nacht nicht geschlafen. Das Zimmer dieses Bewohners war sehr groß. In der hintersten Ecke des Zimmers stand ein großer Schrank, in welchem allerlei Kleidung verstaut worden war. Am Fenster stand ein großes Bett und neben diesem stand ein kleiner Schreibtisch sowie ein kleiner Fernseher. Das Zimmer war erstaunlich sauber und schien gut gepflegt zu werden.

Auf dem Bett lag ein junger Mann und starrte an die Decke. Sein Blick war leer und trostlos. Seine Augen hatten ihren Glanz verloren und sprachen von Einsamkeit und tiefer Verwirrung. Der Name des jungen Mannes war Dominik. Dominik kam im Zuge des Working Holidays nach Japan. Ursprünglich stammt er aus Deutschland und wuchs dort bei einer völlig normalen Familie auf. Doch er hatte dieses Familienleben schon immer gehasst, es dürstete ihn nach Abenteuern und den wahren Sinn des Lebens zu finden. Seine Kindheit verlief völlig normal und er war ein kleiner „Engel“ auf Erden, bis sein Leben aus den Fugen gerissen wurde. Am 3. Oktober 1998 ertranken seine beiden Grosseltern in Griechenland, als er gerade im zarten Alter von 13 Jahren war. Er hatte diese beiden Menschen wie seine Eltern geliebt, wodurch ihn dieses Ereignis wie einen Schlag getroffen hatte.

Um die Trauer zu überwinden begann er Horrorfilme zu schauen und wurde zu dem, was viele Menschen einen „Freak“ nennen würden. Dieses Dasein fristete er viele Jahre lang, als er sich eines Tages endlich von seinem Schock befreien konnte. Er mochte zwar immer noch Horrorfilme, war geistig aber wieder völlig normal. Doch es hatte sich etwas in seinem Wesen geändert, er wollte sich nicht mehr dem System geschlagen geben und ein langweiliges Leben wie die Meisten führen. Er entdeckte seine Liebe für Japan und wollte fortan nach Japan. Im Jahre 2005 schaffte er es endlich nach Japan und verliebte sich sofort in dieses Land. Er flog auch die Jahre darauf nach Japan und bekam sogar eine japanische Freundin.

Diese war auch der Hauptgrund warum er sich dazu entschied, ein so genanntes Working Holiday in Japan zu machen. Er ackerte monatelang wie ein Verrückter, um das nötige Geld aufzutreiben. Nach monatelanger Arbeit hielt er endlich das Working Holiday Visum in seiner Hand, doch das sollte sein vorläufig letztes Glücksgefühl bleiben. Kurz darauf kam nämlich heraus, dass seine Schwester ihrem Ehemann fremd ging. Dominik liebte seinen Schwager wie einen Bruder und war völlig entsetzt. Statt das einfach Schluss gemacht wurde, schob seine Schwester eine Entscheidung immer weiter auf und machte damit ihren Ehemann und die gesamte Familie seelisch fertig. Dominik stand kurz vor seiner Abreise und jetzt wagte es seine Schwester solch eine Scheiße mit der ganzen Familie abzuziehen. Er entwickelte einen unbändigen Hass gegen seine Schwester und wusste nicht mehr wie er auf sie reagieren sollte. Das Weihnachtsfest 2007 war jedenfalls zerstört.

Im Jahr 2008 konnte ja nur alles besser werden, zumindest hatte er das gedacht… Am 19. Januar sollte sein Flieger nach Japan starten und ihn endlich ins Paradies bringen, doch die Heimat versetzte ihm nochmals einen Schlag in den Magen. Genau am 15. Januar verstarb sein geliebtes Kaninchen. Dieses besaß er seit über 6 Jahren und hatte es stark in sein Herz geschlossen. Doch genau jetzt wo er kurz vor seiner Abreise stand, war das Tier plötzlich nicht mehr da. Für ihn brach fast eine Welt zusammen. Nun war neben dem Schwesternproblem auch noch sein Kaninchen fort. Er musste einfach so schnell wie möglich weg, in Japan konnte alles einfach nur besser werden. Als er am 20. Januar endlich in Japan ankam schien auch endlich alles besser zu werden, aber nicht für lange Zeit. Gerade mal 2 Wochen nach seiner Ankunft beendete seine Freundin die Beziehung mit ihm. Nun stand er alleine da, mit all seiner Trauer und Wut. Für ihn stand fest, dass er einen völlig neuen Neuanfang starten musste.

Er sicherte sich einen Job als Deutschlehrer und langsam schien alles wieder bergauf zu gehen. Doch Ende Februar kam bereits die nächste Horrormeldung aus der Heimat. Ein Kumpel hatte einen schweren Unfall gehabt, bei dem sein Körper zu 80% verbrannt wurde und die Überlebenschancen sehr niedrig eingestuft wurden. Dies warf ihn endgültig aus der Bahn. Diese Nachricht an sich war bereits der absolute Horror gewesen, aber in Verbindung mit den anderen Schicksalsschlägen der letzten 2 Monate war das einfach zu viel. „Wie soll ich mit so vielen Schicksalsschlägen in den kurzen Zeitabständen nur fertig werden?“ Er war immer noch stinksauer weil seine Schwester immer noch zu dumm war reinen Tisch mit ihrem Ehemann zu machen, dann tat ihm der Tod seines Kaninchens noch weh und die Trennung von seiner Freundin belastete ihn auch schwer. Und jetzt lag auch noch ein Freund im sterben…

Dominik entschied sich trotzdem dazu in Japan zu bleiben, er wollte seinen Traum nicht aufgeben. Glücklicherweise überlebte sein Kumpel den Unfall doch und alles schien wieder besser zu werden. Nun war bereits Anfang Juni, genauer gesagt der 8. Juni. Aber all diese Dinge hatten Spuren in der Seele des jungen Mannes hinterlassen. Niemand war für ihn da gewesen, niemand hatte Zeit sich um ihn zu kümmern. Er war mit all seinen Gefühlen alleine gewesen und wurde ein neuer Mensch. Der Glanz war aus seinen Augen gewichen und er fühlte sich alleingelassen. Seine leblosen Augen starrten immer noch an die Decke und danach auf den Wecker. Der Wecker verriet, das es bereits 6 Uhr am Morgen war. „Wenn ich heute nach Akihabara gehe, kann sich sicher den Andy treffen“, flüsterte er zu sich selbst.

Andy war ein Bekannter der Ende Mai von Österreich nach Japan gekommen war und Dominik hatte ihn etwas in Tokyo herumgeführt. Dominik liebte den Job als Führer, weil er die Reaktionen von Touristen auf Tokyo immer sehr erfrischend fand. Andy wollte für sein Fotoalbum unbedingt den Akihabarawahnsinn festhalten, d.h. viele kostümierte Leute fotografieren. Dominik wusste aus Erfahrung, dass diese Menschen nur sonntags in Akihabara anzutreffen waren. Sonntags werden extra die Straßen für dieses Ereignis gesperrt, damit die Cosplayer problemlos auf den Straßen herumtollen können. Deswegen hatte er auch zu Andy gesagt: „Am besten gehst du am Sonntag nach Akihabara.“

Heute war der 8. Juni und es war ein Sonntag und es war Andys einzigster Sonntag in Tokyo. Dominik war sich sehr sicher, dass er Andy heute in Akihabara auf frischer Tat ertappen würde. „Gut, ich werde heute nach Akihabara gehen“, sagte er zu sich selbst und begab sich ins Bad. Als er fertig war, zog er sich an und machte sich auf den Weg. Der Weg nach Tokyo war ein ziemlich langer und der Weg nach Akihabara war sogar noch länger. Es dauerte fast 90 Minuten von Saitama bis nach Akihabara. Eine Bahnfahrt die Dominik eigentlich immer ziemlich gehasst hatte, aber diesmal wollte er sich zusammen nehmen. Nach langer Bahnfahrt erreichte er endlich Akihabara und wie zu erwarten war, waren die Straßen gesperrt und waren voller Menschen.

Er versuchte sich irgendwie einen Überblick zu verschaffen, aber es waren einfach zu viele Menschen auf den Strassen. Er versuchte auf Ausländer zu achten, da er ja nicht wusste ob Andy nicht schon da war. Doch in der Menschenmenge war es schwer etwas zu erkennen, weil auch überall die verkleideten Cosplayer mit ihren gefärbten Haaren waren. Dominik konnte sich kaum vorwärts bewegen und kämpfte sich langsam zu einer großen Strasse vor. „Mein Gott, sind hier wieder viele Leute“, murmelte er und schnappte nach Luft. Es war auch noch ziemlich warm, wodurch die Menschenmenge noch viel unangenehmer war. Viele Menschen schwitzten und dementsprechend feucht waren ihre T-Shirts. Es war schon unangenehm sich durch diese Massen verschwitzter T-Shirts zu kämpfen.
Er blieb stehen und blickte ein weiteres Mal um sich. „Andy ist noch nicht hier, am besten gehe ich in einer Seitenstraße ne Kleinigkeit essen bis er kommt“, dachte er sich und machte sich bereit zu gehen. Doch plötzlich hörte er ein seltsam vertrautes Geräusch. Es war ein lautes, sehr lautes Brummen.

„Das ist doch ein Raser“, dachte er sich und blickte sich verwundert um. Das Geräusch wurde immer lauter, aber außer ihm schien es niemand wahrzunehmen. Die Leute waren zu sehr darauf versessen, schöne Fotos von süßen Mädels in Katzenkostümen zu machen. Niemand achtete auf irgendwelche Umgebungsgeräusche. Aber vielleicht bildete er sich dieses lauter werdende Motorengeräusch auch nur ein? Er blickte auf die Straße vor sich und erblickte einen jungen Schüler, der mit einem Mitschüler (zumindest sah er danach aus) die Straße überquerte. Er unterhielt sich mit seinem Mitschüler und blickte daraufhin in Dominiks Richtung. Für diesen einen Augenblick trafen sich die Blicke der beiden Menschen. Während sie sich ansahen, erschien plötzlich etwas Großes neben dem Jungen. Dominik nahm es zuerst gar nicht wahr, bis dieses Etwas den Jungen und seinen Freund rammte. Es gab ein lautes Knallen und beide Jungs sanken blutüberströmt zu boden. Einer der beiden Jungen zuckte und keuchte noch, der Andere war dagegen sofort völlig still.

Die Menschen starrten alle völlig erschrocken auf die Straße, denn im Gegensatz zum Motorengeräusch hatte jeder den lauten Knall und die Schreie hören können. Wenige Meter von den verletzten beiden Jungen und einer weiteren verletzten Person kam das graue Etwas zum stehen. Es war ein grauer Kleinlaster gewesen, der die drei Menschen mit voller Wucht erfasst hatte. „Was soll ich nur tun?“, dachte Dominik und wusste nicht wie er auf die Situation reagieren sollte. Auch viele andere Menschen wussten nicht, wie sie reagieren sollten. Einige Menschen beschlossen zu den Verletzten hinzulaufen, um diesen irgendwie helfen zu können. Doch plötzlich rührte sich etwas in dem Kleinlaster. Scheinbar war der Fahrer doch nicht verletzt, oder zumindest nicht schwer, denn er öffnete plötzlich die Fahrertüre und stieg aus…
Zuletzt geändert von Dagon-sama am Fr 19.12.2008, 22:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Dagon-sama »

So mal etwas zu der Geschichte, wie einige sicher schon herausgelesen haben, ist es keine wirkliche Geschichte. Diese "Geschichte" handelt von mir. Seitdem ich wieder in Deutschland bin, werde ich von schrecklichen Alpträumen geplagt und befinde mich auf der Schwelle zwischen Wahnsinn und Normalität. Mit dieser Geschichte über meine traumatischen Erlebnisse, will ich meinen Gedanken etwas freie Luft verschaffen. Mir hat das Schreiben bisher immer bei Problemen geholfen und ich glaube das es das auch diesmal wieder wird. Ein Grossteil der Geschichte ist 1:1 passiert, nur der spätere Teil der Geschichte, bei welchem mein fiktionales Ich dem Wahnsinn verfällt, ist ausgedacht. Aber da ich diesem Zustand ziemlich nahe bin, ist diese Geschichte doch schon sehr realistisch und ich hoffe sie gibt jedem hier Einblicke wie schnell ein gewöhnlicher Mensch zu einem "Monster" werden kann. Es ist eine sehr persönliche Geschichte und der nächste Teil hat sich 1:1 so zugetragen und war echt nicht leicht zu tippen. Ich hoffe ihr findet trotzdem irgendwie "gefallen" daran, auch wenn dies wohl das falsche Wort dafür ist.
Und weiter gehts:





Aus dem Wagen stieg ein ziemlich schmächtiger Mann im hellen Anzug aus. Er schrie fürchterlich beim Aussteigen und bereitete Dominik eine Gänsehaut. Scheinbar stand er durch diesen Unfall völlig unter Schock und war deswegen so am schreien. Plötzlich kam ein älterer Polizist angelaufen und rannte zu einem der verletzten Opfer. Er versuchte irgendwie die Blutungen zu stillen und den Opfern so gut zu helfen wie es nur ging. Der Fahrer hörte auf zu schreien und ging auf die beiden blutenden Schüler zu. Irgendetwas stimmte mit diesem Fahrer nicht. „Warum geht er so langsam zu den Verletzten?“, fragte sich Dominik und erblickte etwas merkwürdiges. Der Fahrer hielt etwas glänzendes in der Hand, doch er konnte nicht erkennen was es war. Der Fahrer stand nun direkt neben den keuchenden Jungen und blickte auf diesen herab. Der Junge war derart schwer verletzt, dass er sich kaum noch rühren konnte und völlig hilflos war. Das schwer verletzte Kind war vielleicht erst 15 Jahre alt gewesen. Der Fahrer hob seinen Arm hoch und wieder schimmerte etwas in seiner Hand.

„Er hat ein Messer“, rief plötzlich Jemand neben Dominik und Dominik blickte verwirrt um sich. Der Fahrer rammte das Messer in den Körper des Kindes und Dominik hörte ein Geräusch, welches unbeschreiblich furchtbar klang. In Horrorfilmen klangen die Schlitzgeräusche immer ziemlich cool, aber das was Dominik jetzt hörte, klang völlig anders. Es war derselbe Klang, als wenn man ein Messer in ein Hähnchen rammt. Es war ein einfaches PLOK, ein fürchterliches PLOK. Der Fahrer zog das Messer wieder heraus und aus der Wunde spritzte das Blut förmlich heraus. Der Körper des sterbenden Jungen färbte sich blutrot und Dominik konnte seinen Blick nicht von dem sterbenden Kind abwenden.
In der Zwischenzeit hatte der Fahrer auch noch auf den anderen verletzten Schüler eingestochen, obwohl dieser sich bereits nicht mehr bewegt hatte. Doch Dominik nahm das gar nicht mehr wahr, seine Augen waren auf das sterbende Kind gebannt.

Die Menschen schrieen und rannten wie verrückt in alle Richtungen. Doch damit machten die Menschen nur noch alles schlimmer. Die Menschen die hinter Dominik gestanden hatten, wussten nicht was vor sich ging und rannten dementsprechend auch nicht weg. So kam es zu einem menschlichen Stau und die Menschen gerieten noch viel mehr in Panik. Der alte Polizist bemerkte die Schreie und wandte sich zu der Menschenmenge um. Dominik konnte in seinem Gesicht sichtbare Verwirrung herauslesen. Er hatte nichts von der Messerstecherei mitbekommen und versuchte immer noch das Opfer am Leben zu erhalten. Er bemerkte nicht, dass der verrückte Fahrer bereits hinter ihm stand. Der Amokläufer holte mit dem Messer aus und rammte es den alten Mann in den Rücken. Dieser keuchte wie verrückt und schnappte nach Luft. Der Angreifer zog das Messer wieder heraus, wodurch eine kleine Blutfontäne aus dem Rücken des Mannes spritzte.

Er lies von dem keuchenden Mann ab. Das gesamte Straßenpflaster war voller Blut und die Klinge seines Messers war auch in Blut ersoffen. Er lächelte und war sichtlich zufrieden mit seinem Werk. Ein Großteil der Menschen hielt inne und beobachtete das Geschehen schockiert. Dominik blickte sich ängstlich um und alle Gesichter trugen dieselbe Frage mit sich, die auch ihn beschäftigte. „Kommt der Kerl jetzt zu uns rüber, oder ist er zufrieden?“ Der Fahrer rührte sich nicht, stattdessen lächelte er weiter vor sich hin und starrte ins Nichts. Der verletzte Polizist neben ihm kroch wie eine Schlange herum und befleckte sich mit seinem eigenen Blut weiter.
Es war eine grauenvolle und gespenstische Szenerie. Alles war still, nur der verletzte Polizist war zu hören und die Musik aus den Geschäften. Vereinzelt konnte man von hinten Menschen rufen hören: „Was ist los? Ist etwas passiert?“ Doch die Menschen in Dominiks näherer Umgebung waren alle still und wandten ihre Blicke nicht von dem Verrückten ab. Dieser wandte sich plötzlich zu den Leuten um und grinste diese teuflisch an. Dabei fiel Dominiks Blick sofort auf seine Augen. Diese Augen kamen ihm bekannt vor. Es waren dieselben Augen, die er bereits seit vielen Monaten sah, wenn er in den Spiegel sah. Es waren die Augen einer einsamen und verletzten Seele. Es waren seine eigenen Augen. „Er ist wie ich“, dachte Dominik und starrte fassungslos auf den Mann.

Dieser setzte sich plötzlich in Bewegung und die Leute schrieen : „Er kommt, er kommt auf uns zu!“ Dies waren die schrecklichsten Worte die Dominik jemals gehört hatte. Ja, er kam auf Dominik und die anderen Menschen zu. Sein Gesicht lächelte immer noch wie ein Totenkopf und seine Augen waren schwarz wie die Nacht.
„Wo soll ich nur hin?“ dachte sich Dominik und beobachtete wie die Menschen in alle Richtungen liefen. Viele rannten sogar in die kleinen Straßenrestaurants und versteckten sich in diesen. Die Menschen schupsten sich gegenseitig, da jeder so schnell wie möglich weg von dem Verrückten wollte. Es war wie bei einer Massenpanikszene eines Godzillafilmes, nur hier war kein Godzilla. Diese Panik hatte etwas kleineres und tödlicheres ausgelöst. Nun hatte der Verrückte die Menschenmenge erreicht und begann wie ein Irrer mit seinem Messer um sich zu schlagen. Das Blut spritzte in alle Richtungen und immer wieder hörte Dominik dieses PLOK Geräusch. Dies war der Moment wo auch er begann zu laufen, so schnell wie er nur konnte. Er versuchte sich durch die Menschenmassen zu kämpfen, doch er kam kaum vorwärts. Die Menschen blockierten sich selbst ihre Fluchtwege und auch für Dominik wurde der Fluchtweg immer knapper.

Plötzlich drückte ihn von hinten etwas gegen den Rest der Menschenmenge. Es waren andere Menschen die versuchten, wie er, aus der Schusslinie zu gelangen. Doch jetzt konnte sich Dominik nicht mehr bewegen, er war gefangen in der Masse der verängstigten Menschen. „Ich muss hier weg… Mama… Papa…“, rief er und versuchte die anderen Menschen irgendwie von sich weg zu schupsen. Doch es waren einfach zu viele, die Masse war einfach zu stark und er wurde wie eine Puppe durch die Gegend geschupst und gedrückt. Plötzlich traf sein Blick einen jungen Mann am Straßenrand der in Dominiks Richtung schaute. „ACHTUNG, ER KOMMT!“, rief dieser Mann und Dominik wusste, dass diese Nachricht ihm gegolten hatte. Er versuchte sich umzudrehen und blickte ängstlich in alle Richtungen. „Wo ist er?“, keuchte er. Er sah so viele Menschengesichter um sich herum, aber wo war der Amokläufer? „Er hat euch gleich“, rief der junge Mann wieder und rannte jetzt selbst weg. Dominik hörte wieder das PLOK Geräusch und sah wie der Mann vor ihm in sich zusammensackte.

Nachdem der Mann auf den Boden gesackt war, erblickte Dominik den Fahrer direkt vor sich. Dieser trug immer noch sein grässliches Grinsen. Es war, als würde er eine Maske tragen, da sich seine Mimik überhaupt nicht verändert hatte. Doch jetzt wo er dem Tod von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, verspührte er plötzlich keine Angst mehr. Stattdessen geschah etwas unerwartetes. Dominik sah sein ganzes Leben an sich vorbeilaufen. Er sah wie er den ganzen Tag vorm Computer saß, wie er DVDs kaufte und wie er andere unwichtige Dinge tat. In diesem Moment begriff er: „Ich habe bisher noch nicht gelebt, ich habe mich zu sehr vom System manipulieren lassen. Ich habe noch nie wirklich gelebt. Ich will leben… Ich will endlich leben.“ Er hatte endlich begriffen was leben bedeutet und jetzt war er im Begriff sein leben zu verlieren. Der Amokläufer holte mit seinem Messer aus und wie von einer Tarantel gestochen rannte Dominik an ihm vorbei und er verfehlte ihn knapp mit seinem Messer. „Ich lebe…“, sagte er zu sich selbst und rannte weiter so schnell wie er nur konnte. So schnell war er noch nie zuvor gerannt.

Er drehte sich um und bemerkte, dass der Verrückte ihn überhaupt nicht verfolgte. Stattdessen schlitzte er sich durch die Menschenmasse und überall torkelten Menschen in ihrem eigenen Blut umher und versuchten ihr Blut bei sich zu behalten. Die ganze Straße war bereits mit Blut überströmt und dort wo Verletzte lagen, waren Menschen die versuchten diesen zu helfen. Obwohl der Amokläufer immer noch sein Werk verrichtete, riskierten diese Menschen ihr eigenes Leben um das Leben anderer Menschen zu retten. Dominik hatte so was noch nie gesehen und sein Herz raste immer noch wie verrückt. Die Verletzten keuchten ihr eigenes Blut aus und einige schienen förmlich an ihrem eigenen Blut zu ersticken. „Wo bin ich hier?“, fragte sich Dominik. Er drehte sich verwirrt um und erblickte das Schaufenster eines Restaurants hinter sich. Durch dieses blickten ihn hunderte ängstliche Augen an. Die Menschen in dem Restaurant hatten panische Angst, genauso wie er.

Er wandte seinen Blick wieder auf den Amokläufer. Dieser hatte ihm mittlerweile den Rücken zugewendet und näherte sich einem Mädchen, welches aufgrund der Menschenmasse nicht sehen konnte was vor sich ging. „Er sieht mich nicht“, dachte sich Dominik. Er könnte von hinten auf ihn losstürmen, ihm auf den Kopf schlagen und damit das Mädchen retten. Er begann auf ihn zuzulaufen, doch plötzlich hielt er inne. Was war, wenn er sich plötzlich doch umdrehen sollte? Dann würde er ihn stattdessen umbringen. Dominik stand wie angewurzelt da, sollte er den Held spielen oder nicht? Er sah wie der Verrückte weiter um sich stach und mit jedem weiteren Opfer wurde ihm die Gefährlichkeit seines Vorhabens immer bewusster. Er entschied sich wegzulaufen. Er wollte nur noch weg. Weg von dem Amokläufer und weg von Akihabara. Er rannte Richtung Akihabara Station und drehte sich noch ein letztes Mal um. Er sah das Mädchen blutend zusammensacken. „Sie ist wegen meiner Feigheit gestorben“, dachte er sich und rannte davon.

Neben ihm liefen noch viele weitere Menschen. Ihre Gesichter sprachen jene Sprache, die seines wohl auch gesprochen hatte. Blankes Entsetzen und pure Angst. Es interessierte ihn nicht mehr was in Akihabara geschah, er wollte nur noch weg. Er erreichte die Station und kaufte sich ein Ticket und erwischte auch direkt eine Bahn. Er stieg in die Bahn ein und lies sich auf einen Sitz fallen. Ihm gegenüber setzten sich 2 junge Mädchen. Es genügte nur ein kurzer Augenkontakt und Dominik wusste, dass die Beiden auch aus Akihabara kamen. Obwohl sie sich nicht kannten, waren sie doch seelische Verwandte gewesen. Dominik verschränkte die Arme und starrte auf den Boden. „Ich lebe…“ Das war das Wichtigste von allem!
Sekai wa horobiru darou!

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Dagon-sama hat geschrieben:Ich hoffe ihr findet trotzdem irgendwie "gefallen" daran, auch wenn dies wohl das falsche Wort dafür ist.
Jup, "gefallen" kann man hierbei echt nicht sagen. Aber deine Geschichte gehört mit zu dem Intensivsten, was ich je gesehen habe. Ganz besonders wenn man im Hinterkopf weiß, dass das alles leider Gottes der Realität entspricht. Dies erzeugte dann beim Lesen umgehend ein Gefühl von Unbehagen aus und lies einem die schrecklichen Geschehnisse in Gedanken visualisieren. Einfach grauenhaft, dass es so etwas im wirklichen Leben gibt. Da hofft man nur um so mehr, dass man niemals Zeuge von so etwas sein wird.

Und ich hoffe für dich sehr, dass du diese Dinge durch das Niederschreiben auch ausreichend verarbeiten kannst und somit die grässlichen Alpträume los wirst, die dich seitdem heimsuchen. Ich wünsch dir auf jeden Fall alles Gute dafür und werde mit dir bis zum Schluss die Geschichte weiter verfolgen und gebannt lesen, trotz des Unbehagens.
So What If You Can See The Darkest Side Of Me? No One Will Ever Change This Animal I Have Become. Help Me Believe It's Not The Real Me Somebody Help Me Tame This Animal
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