Rezension: Sherlock Holmes - 18 - Der Mann mit der entstellt
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Rezension: Sherlock Holmes - 18 - Der Mann mit der entstellt
Sherlock Holmes - 18 - Der Mann mit der entstellten Lippe
Zum Inhalt:
Als Doktor Watson und seine Frau Mary gerade zu Bett gehen wollen, klingelt es an der Tür. Kate Whitney, eine Freundin von Mary, sucht verzweifelt ihren opiumabhängigen Mann Frank. Da sie als Frau nicht selbst die Londoner Opiumhöhlen betreten kann, bittet sie Dr. Watson, dort nachzusehen. Der wird auch fündig, und trifft zu seiner großen Überaschung noch dazu auf seinen Freund, den Meisterdetektiv Sherlock Holmes. Dieser fahndet nach Neville St. Clair, der unter geheimnisvollen Umständen verschwunden ist.
Zur Produktion:
"The Man with the twisted Lip", so der Originaltitel der sechsten Kurzgeschichte aus dem Band "Die Abenteuer des Sherlock Holmes", erschien erstmals im Dezember 1891 im Strand Magazine. Heutige Leser bzw. Hörer wundern sich vielleicht ein wenig darüber, daß die Opiumhöhlen alle stadtbekannt waren und von der Polizei toleriert wurden. Doch als Sir Arthur Conan Doyle(22.05.1859 - 07.07.1930) seine Geschichte verfasste, standen Drogenhandel und -Verkauf noch nicht unter Strafe. Im Gegenteil, die britische Regierung verdiente kräftig daran mit und war sogar zeitweilig der weltweit größte Händler berauschender Substanzen. Natürlich wusste man, daß dieses Umfeld auch zahlreiche kriminellen Energien hervorbrachte, nicht zuletzt die Beschaffungskriminalität. Dies und der zunehmende Verfall der Abhängigen dürfte mit dafür gesorgt haben, daß Handel und Konsum von Opium Anfang des 20. Jahrhunderts gesetzlich verboten wurden.
Hörspielskriptautor Marc Gruppe bleibt bei seiner Adaption wie gewohnt dicht an der literarischen Vorlage. Natürlich hat er erneut einige Monologe in Dialoge umgeschrieben und am Ende ein paar eher belanglose Sätze angefügt, welche die Geschichte nicht ganz so abrupt enden lassen, wie bei Conan Doyle der Fall. Auch personell gibt es eine kleine Änderung, denn ein Charakter (Inspektor Bradstreet) wurde gegen den ewig verschnupften Inspektor Jones (zuletzt zu hören in Folge 13: Der Bund der Rotschöpfe) ausgetauscht. Damit spart sich Titania einerseits einen zusätzlichen Sprecher und sorgt andererseits für eine gewisse Vertrautheit beim Hörer.
Neu hingegen ist Gruppes Idee, daß sich Holmes in der Opiumhöhle als Watsons Vater ausgibt. Ich kann mir diesen Einfall optisch zwar nicht sehr gut vorstellen, aber immerhin beweist Holmes ja häufig seine Verkleidungskünste, und akustisch klingt das Ganze durchaus glaubwürdig, da Tennstedt seine Stimme dermaßen verändert, daß er tatsächlich wie ein sehr alter Mann klingt.
Wer selbst einen Vergleich anstellen oder die Geschichte einfach mal im englischen Original nachlesen möchte, findet sie unter http://www.artintheblood.com/text/twis.htm im Internet. Die von Stephan Bosenius und Marc Gruppe ausgesuchten Geräusche, wie die Türglocke, die tickende Standuhr oder der Einspänner, sind stets adäquat und unterstreichen bestens die viktorianische Atmosphäre. Ebenso verhält es sich mit der Musik, wo vor allem Geige und Klavier ertönen. Lediglich ein kurzes Zwischenspiel fällt dabei etwas aus dem Rahmen, da dort, im Gegensatz zu den anderen Stücken, mehr als ein Instrument zum Einsatz kommt und die Melodie auch sehr viel moderner klingt.
Zu den Sprechern:
Joachim Tennstedt(Sherlock Holmes) ist einfach großartig in der Rolle des Meisterdetektivs, der diesmal ziemlich lange braucht, um auf die Lösung des Falles zu kommen. In der Opiumhöhlen-Szene gelingt es ihm außerdem, seine Stimme derart gekonnt zu verstellen, daß ich ihn tatsächlich nicht erkannt habe. Aber auch in den leiseren Passagen, beispielsweise wenn er Valerie St. Clair gestehen muss, noch keinen Schritt weiter zu sein, weiß er mit leicht verlegenem Tonfall zu überzeugen. Wie in den Originalgeschichten, so steht auch hier Detlef Bierstedt(Dr. Watson) etwas im Schatten seines berühmten Freundes, was seine souveräne sprecherische Leistung aber natürlich in keinster Weise schmälert. Besonders seine brummelige Art, als Holmes in aus dem Schlaf reißt, hat mir viel Spaß gemacht. Janina Sachau(Mary Watson) wirkt sehr passend als verständnisvolle, liebende Ehefrau, und Melanie Pukas(Kate Whitney) brilliert als schluchzende Gattin von Frank Schaff(Isa Whitney). Dieser hat zwar eine relativ kurze, aber dennoch solide interpretierte Rolle als unwirscher, vom Drogenmissbrauch gezeichneter Abhängiger, genau wie Lutz Riedel(Der Laskare) der gerade so agiert, wei man das vom Inhaber einer Opium-Spelunke erwarten würde: Bei Fremden ist er ablehnend und verschlossen, gegenüber der Polizei unterwürfig und hilfsbereit. [Anmerkung: Laskaren waren indische Matrosen oder Kanoniere]. Antje von der Ahe(Valerie St. Clair) spielt die besorgte Ehefrau mit viel Emotion in der Stimme, während Louis Friedmann Thiele(Officer Mermaid), aufgrund seines kleinen Parts als freundlicher Polizist, etwas blass wirkt.
Hans Bayer(Inspektor Jones) bleibt seinem Portrait des wegen seiner Dauererkältung kurzatmigen, energischen Inspektors treu, aber Highlight ist für mich diesmal Jacques Breuer(Hugh Boone) als titelgebender Charakter. Er spricht seinen Text ein wenig undeutlich, um die entstellte Lippe auch akustisch wiederzugeben, und wenn er aufgeregt vor sich hin stammelt, erregt er sofort das Mitleid des Hörers. Der Auftritt von Marc Gruppe(Steven) ist so kurz, daß man schon gut aufpassen muss, um ihn nicht zu verpassen.
Fazit:
Schöne und unterhaltsame Umsetzung von Conan Doyles berühmter Geschichte.
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