Rezension: Sherlock Holmes - 47 - Das verlassene Haus

Sherlock Holmes, Jerry Cotton - Kommissare und Detektive ermitteln Psychopaten im Ohr.
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MonsterAsyl
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Rezension: Sherlock Holmes - 47 - Das verlassene Haus

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Sherlock Holmes - 47 - Das verlassene Haus

Zum Inhalt:
Der wohlhabende Mr. Sinclair möchte seinen Ruhestand genießen und beschließt, diesen auf dem Land zu verbringen. Daher entscheidet er, zusammen mit seiner Schwester eine leerstehende Hälfte des "Hoimley-House" zu mieten. Aber ehe er den Mietvertrag überhaupt unterzeichnen kann, meldet sich ein weiterer Interessent. Um diesen auszubooten, kauft Mr. Sinclair kurzerhand die Haushälfte. Zunächst scheint auch alles glattzugehen, doch kurz nachdem die Renovierungsarbeiten begonnen haben, erhält er einen mysteriösen Drohbrief...

Zur Produktion:
Das vorliegende Hörspiel ist bereits die 11. Vertonung einer Kurzgeschichte des britischen Schriftstellers Herman Cryil McNeile (28.09.1888 - 14.08.1937). Gleichzeitig ist es auch die letzte Geschichte aus dem Sammelband "Ronald Standish", der erstmals 1933 von dem englischen Verlagshaus "Hodder & Stoughton"/ London veröffentlicht wurde. Fans dieser Adaptionen müssen aber nicht beunruhigt sein, denn es gibt noch einen weiteren Band mit dem Detektiv, der sogar 12 Kurzgeschichten enthält und im Jahre 1936 ebenfalls von "Hodder & Stoughton" publiziert worden ist.
"The empty House", so der englische Originaltitel, ähnelt vom Aufbau her den vorangegangenen Folgen bzw. auch den meisten Geschichten, die Sir Arthur Conan Doyle verfasst hat. Ein Klient besucht den Detektiv, schildert ihm ausführlich sein Problem, dessen sich dieser dann annimmt und es nach einer angemessenen Ermittlungszeit löst. Wie schon bei den vorangegangenen Kurzgeschichten, halten sich die Änderungen durch Skriptautor Marc Gruppe sehr in Grenzen.
Zunächst einmal mussten die Namen der beiden Hauptcharaktere, Ronald Standish und Bob Miller, durch die von Sherlock Holmes und Dr. Watson ersetzt werden, und auch der Inspektor heißt nicht mehr McIver, sondern Lestrade. Darüber hinaus wurden noch diverse Kleinigkeiten dem Viktorianischen Zeitalter angepasst. Automobile werden wieder zu Pferdekutschen, und man telephoniert natürlich auch nicht, sondern kommuniziert per Brief miteinander. Für den Handlungsablauf spielt das jedoch keine Rolle, und auch die wenigen übrigen Veränderungen dienen nur dazu, das Geschehen etwas gefälliger und textlich "moderner" zu gestalten. Der Großteil der Erzählerpassagen wird in Form von Dialogen präsentiert, und einige Sätze werden von anderen Figuren gesprochen, als bei McNeile. Ganz dem heutigen Zeitgeist entsprechend, ist auch der Anteil des gesundheitsschädlichen Rauchens hier auf ein Minimum reduziert worden. So bietet Holmes seinem Klienten keine Zigaretten an, und auch er selbst widmet sich kaum seiner geliebten Pfeife. Bei den Kaufverhandlungen sind ebenfalls kleine Unterschiede zu bemerken. Bei McNeil bietet Mr. Sinclair 4500 Pfund, während die Höhe des Preises im Hörspiel keine Rolle spielt. Um den Ablauf nicht unnötig in die Länge zu ziehen, verzichtet Gruppe weitgehend auf zusätzliche Dialoge und nimmt auch ein paar Kürzungen vor, die jedoch absolut vernachlässigenswert sind. Neu hinzugekommen ist dagegen z.B. der Begriff "Tippelbrüder" sowie die Redewendung: "Hier sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen!", und nur im Hörspiel "zittert Mr. Sinclair am ganzen Körper". Im Gegenzug fehlt dafür der Spruch vom Bischof, der die Kollekte stiehlt, um die Unwahrscheinlichkeit des Verdächtigen zu unterstreichen.
Interessanterweise wurde aber auch die sich im Original direkt anschließende Geschichte "Tidal River" weggelassen. Entweder um daraus später noch eine weitere Folge zu kreieren oder schlicht und ergreifend, weil sie die Laufzeit von 64 Minuten zusätzlich unnötig aufgeblasen hätte und selbst auch nichts mit dem Vorangegangenen zu tun hat. Der eine oder andere wird Mr. Sinclairs Schilderungen als etwas zu ausführlich empfinden, und selbst Gruppe sieht das wohl so, denn Holmes und Watson reagieren ebenfalls leicht gelangweilt bzw. genervt. Umso mehr freue ich mich, daß der Skriptautor trotzdem den vollständigen Text präsentiert und nicht stattdessen einfach die Schere angesetzt hat. Der hier vorliegende Fall ist zwar nicht sonderlich spektakulär, aber dank der sorgfältigen Inszenierung empfinde ich die Adaption dennoch als kurzweilig und unterhaltsam, so daß ich das Geschehen gern bis zum Ende des Hörspiels verfolgt habe.
Produktion und Regie von Stephan Bosenius und Marc Gruppe lassen wie üblich keine Wünsche offen. Jede Szene des Hörspiels weist eine Vielzahl an unterschiedlichen Geräuschen auf, und es ist deren schiere Fülle, welche die Produktionen von Titania Medien so wohltuend von vielen anderen abhebt. Die "Teatime" in der Bakerstreet beispielsweise besteht nicht nur aus dem Heranrücken von Stühlen an den Tisch und dem Eingießen des Getränks, sondern man hört selbstverständlich beim Umrühren auch das Klimpern des Löffels in der Tasse. Mindestens ebenso penibel ist auch der nächtliche Besuch im "Hoimley-House" in Szene gesetzt. Büsche und Gräser rascheln dezent im leichten Wind, in der Ferne sind ein rufendes Käuzchen und andere nachtaktive Vögel zu hören. Besonders gelungen finde ich aber die Fahrt in der Kutsche mit den wiehernden Pferden, dem deutlich vernehmbaren klackernden Zaumzeug und den auf hartem Untergrund galoppierenden Hufen. Noch beeindruckender sind aber die Schritte der Protagonisten auf dem Kiesweg und die rhythmisch stampfende Maschine, deren Zweck erst im Nachhinein offenbart wird. Musikalisch dominieren zeittypische Instrumente, wie Geige und Klavier, während die dumpfen und düster pulsierenden Synthesizer-erzeugte Laute dazu dienen, eine unheimliche Atmospähre zu schaffen. Eröffnet wird das Hörspiel zwar mit der harmonischen Titelmelodie, aber im weiteren Verlauf bekommt man zwischendurch auch episch anmutende und durchaus treibende Stücke präsentiert, bevor das Hörspiel mit einer versöhnlichen Weise ausklingt. Unbedingt bemerkenswert ist auch der unterschiedliche Einsatz von Hall. So dient dieser mal zur Verdeutlichung, daß ein Dialog in der Vergangenheit gesprochen wurde, dann wieder, um die Leere des Hauses akustisch darzustellen. Am effektivsten kommt er jedoch zur Geltung, um das Erwachen aus einer Ohnmacht zu veranschaulichen. Dabei wird der gesprochene Text erst leise eingespielt, um dann immer lauter zu werden, je mehr der Bewusstlose wieder zur Besinnung kommt.

Zu den Sprechern:
Die beiden Hauptdarsteller Joachim Tennstedt(Sherlock Holmes) und Detlef Bierstedt(Dr. Watson) überzeugen einmal mehr als gut eingespieltes Duo.
Ganz wie es seine Rolle verlangt, agiert Tennstedt zunächst ein wenig gelangweilt, um dann doch noch Interesse am Vortrag seines Klienten zu entwickeln.
Seine angespannte Erregung, gepaart mit der für den Meisterdetektiv gewohnten Zuversichtlichkeit, überträgt sich auch auf den Hörer. Am Ende des Hörspiels gelingt Gruppe das Kunsstück, noch ein wenig Humor mit ins Spiel zu bringen, denn Tennstedt/Holmes stellt mit Erschrecken fest, daß man vergessen habe, das laufende Wasser abzudrehen. Ein Gag, der den Hörer unwillkürlich an Passepartout und seine immer noch brennende Gaslampe bei "In 80 Tagen um die Welt" denken lässt. Ihm zur Seite steht wie gewohnt Detlef Bierstedt(Dr. Watson) als Erzähler und Chronist. Während Holmes meist eher emotionslos bleibt, ist es Bierstedt, der stattdessen Mitgefühl und große Sensibilität für seine Umwelt zeigt. Die raue Stimme von Willi Röbke(Mr. Sinclair) passt perfekt zu seiner Rolle als älterer Herr, dessen Überheblichkeit und Selbstsicherheit auf Grund weniger Sätze des Meisterdetektivs schwindet, was ihn jedoch nicht davon abhält, kleine Sticheleien gegenüber den Ermittlern vom Stapel zu lassen. Anita Lochner(Miss Sinclair) ist großartig im Part seiner Schwester, die durch diverse Ereignisse schon beinahe hysterisch wirkt. Besonders ihr stockend und unter heftigem Schluchzen vorgetragener Bericht über ihre angsteinflößende Begegnung, wird dem Hörer noch lange in Erinnerung bleiben. Gleiches gilt auch für Peter Weis(Makler Manfield) als auf seinen Vorteil bedachter Vermittler, den das forsche Auftreten Sinclairs in Verlegenheit bringt. Nicolas König(Inspektor Crawley) intoniert den ermittelnden Polizeibeamten, der von den Schilderungen Sinclairs unbeeindruckt bleibt und versucht, eine logische Erklärung für die Ereignisse zu finden. In weiteren Nebenrollen treten noch Bernd Kreibich(Architekt) als aufgeregter, insistierender Baumeister, Helmut Zierl(Vorarbeiter) als dessen gelassener Bautruppführer, sowie Lutz Reichert(Inspektor Lestrade) als angespannter Kriminalbeamter, der sich auf eine aufsehenerregende Verhaftung freut, auf. Die drei skrupellosen Verbrecher werden in Form von extrem kurzen Auftritten von Jonas Minthe, Patrick Bach und Marc Gruppe dargestellt, wobei letzterer auch noch die kurz angebundenen Fuhrwagenlenker spricht.

Fazit:
Das furiose und für Dr.Watson durchaus dramatische Finale entschädigt vollauf für den etwas langwierigen Aufbau.

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