Sagen wir mal so: Es kommt auf die Zielsetzung des jeweiligen Artikels an, ob es sich um einen analytisch-wissenschaftlichen Artikel oder um einen eines neugierig machenden Inhalts dreht. Denken wir mal simpel, verzichten mal auf jegliche Graustufen und reduzieren es auf ein einfaches "Ja" oder "Nein" zu derartigen Inhaltsfragen und basteln entsprechende Szenarios.
1. Fall: DVD-Kritik, Ratgeber a la "Solltet ihr euch mal ansehen" oder "Lasst es besser bleiben" (= Filmkritik), und ähnliches. Sprich: Das butachtete Objekt ist der Film selbst. In solchen Fällen reicht es in der Regel, die wesentlichen Merkmale des Inhalts anzureißen. Details braucht man hier nicht. Hier hatte z.B. mal "Cinema" danebengelangt und massiv den Schluß von "Angel Heart" bzw. die Herkunft von Louis Cyphre verraten. Sechs, setzen, denn hierdurch wurde der Film eines wesentlichen "Aha"-Effekts beraubt. Bei "The Sixth Sense" wäre es nicht minder tödlich, aber im Prinzip interessiert es niemanden, wie der Film ausgeht, denn es muß möglichst knapp eine Einschätzung der ganzen 120 Minuten geliefert werden und das letzte Viertel braucht hier keine detaillierte Beschreibung - da kann es schon zuviel sein, wenn man im Text von einem "überraschenden Ende" faselt.
Natürlich darf man aber auch nicht lügen und behaupten, "Angel Heart" sei ein normaler Detektivfilm und "The Sixth Sense" ein Psychodrama um einen kleinen Jungen. Aber Autoren sind ja keine Legastheniker und die Fähigkeit zu kreativem Denken kann man hier wohl voraussetzen.
2. Fall: Wissenschaftliche Auseinandersetzung. Hier geht es nicht mehr darum, den Leser neugierig zu machen, den ein solcher Text ist kein Promotion-Artikel. Wer nicht wissen möchte, daß Darth Vader der Vadder von Luke ist, soll diesen Artikel dann eben nicht lesen, denn ein solcher Artikel muß sich die Freiheit nehmen dürfen, dies in seine Analyse und/oder Interpretation einfließen zu lassen.
Die Aufgabe des Autoren ist, dem Leser auf irgendeine Weise schnell klar zu machen, worauf sich der Text konzentriert. Wenn man geschickt ist, kann man dem Leser oft auch einen Notausgang schaffen, aber das ist eine reine Kür und keineswegs eine Pflicht. Und es sollte nicht mit der Brechstange erfolgen. Wobei ich selbst diese einmal sogar angewandt habe, im Kapitel über "The Unknown" (1927); aber hier auch nur, weil ich hier voraussetzen musste, daß kaum ein Leser den Film schonmal gesehen hat.
Imho sind Tendenzen wie "Ich analysiere jetzt einen Film und beschreibe die wesentlichen Elemente von Szenen, aber ich werde euch nicht verraten, was darin zu sehen ist" absoluter Bullshit und zeugen von Optimierungsbedarf des Autoren, der sich nicht entscheiden konnte, was für einen Text er eigentlich verfassen wollte.
Der umgekehrte Fall ist genauso wahr, denn wenn man eine Filmkritik liest, möchte man herausfinden, ob einen der Film interessiert, und dann braucht man kein ausgedehntes Gefasel über künstlerische Aspekte, Anleihen und detailliertes Hintergrundwissen.
Ein Tip: Wenn ich einen Text über einen Film lese und nach den ersten 15-20% noch keine definitive Aussage darüber machen, ob der Autor denn nun einen wissenschaftlichen oder ratgebenden Ansatz verfolgt, breche ich mit dem Lesen erstmal ab und schaue mir an, wie lange die Inhaltsangabe ist. Macht diese mehr als ein Viertel des Artikels oder meintwegen auch grob geschätzt zwei Dutzend zusammenhängende Sätze aus, ist die Chance hoch, daß sich der Autor auf Details der Handlung stürzt.
Bei einem guten Autor heißt das, daß er den Film analysiert. Ebenso, wenn die Inhaltsangabe durch Kommentare, Infos oder ähnliches unterbricht. Dann ist klar, daß ich auf eigene Gefahr weiterlesen oder besser auf eine Filmkritik wechseln sollte, wenn ich nicht zuviel erfahren möchte.
Bei einem schlechten Autor heißt es, daß er nicht analysiert, sondern schwafelt. Dann kann es auch nur eine schlichte Review sein, aber man braucht den Text in der Regel auch nicht zu lesen, denn wenn er etwas zu sagen hätte, wäre der Anteil der Inhaltsangabe kürzer
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